Jede Zeit ist Gottes Zeit – auch unsere und nicht zuletzt die Fastenzeit. Jede Zeit hat ihre Herausforderungen, ihre Gefahren und ihre Chancen. Die österliche Bußzeit lädt uns ein, uns der Gefahren bewusst zu werden, daran aber nicht hängen zu bleiben.
Angesichts eines, wie es scheint, unberechenbaren Menschen, der in Amerika Präsident wurde, heißt die Devise nicht: uns darauf erstarrt zu fixieren, wie das Kaninchen vor der Schlange. Gegen das „America first“ gilt nicht ein „Frankreich zuerst“, ein „Deutschland zuerst“ und erst recht nicht ein „Ich zuerst“, sondern ein „Jesus Christus zuerst“ und mit ihm „Solidarität zuerst“: nicht Mauern und Zäune errichten, sondern Brücken bauen und das Gemeinsame an die Spitze und in die Mitte stellen.
Jesus Christus ist nicht in der Herrlichkeit des Vaters geblieben, sondern aus sich herausgetreten und einer von uns geworden. Die österliche Bußzeit fordert uns heraus, Egoismus und Selbstbehauptung hinter uns zu werfen und das zu tun, was in die Zukunft führt: uns für eine wahrhaft menschliche Welt, eine Gesellschaft in gegenseitiger Achtung und Solidarität, einzusetzen – und dies nicht nur in unserem Land, sondern in Europa und in der ganzen Welt.
Was in eine menschliche Zukunft führt, ist, so Papst Franziskus in seiner Botschaft zur Fastenzeit, „eine Kultur der Begegnung in der einen Menschheitsfamilie“.
Dr. Robert Zollitsch
Erzbischof em., Freiburg
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