Date:01. Feb 2003

Der Herr der Ringe

Meditation

 

Ein neuer Kinomagnet mit einem alten Thema: die Sucht nach Macht und der Segen wunderbarer Mächte.
Tolkiens epischer Kampf zwischen Gut und Böse spiegelt den täglichen Kampf des Lebens.
“Der Herr der Ringe” steckt voller Spuren, – Spuren teuflischer Bosheit und heiliger Allianzen.
Alles dreht sich um den “Einen Ring”, einen verzauberten Herrscherring, voller Versuchung und Fluch,
wie die verbotene Frucht am Lebensbaum des Paradieses. Und die Moral von der Geschicht:
Wer auf den Geschmack der Macht gekommen ist, wird enden wie die Macht des Sauron auf Mordor.

Religiöser kann ein Film kaum sein. Denn gegen alle Intrigen und Riesenheere von schwarzblütigen Orks
steht die Phalanx der Guten. Frodo Beutlin, der Ringträger und Befreier, ein kleiner Hobbit, ein Halbling,
der dem biblischen David im Kampf gegen Goliath gleicht.
Seine Waffen sind der Mut und die freundschaftliche Verbundenheit mit Sam und den übrigen Gefährten.
Als ob eine weise Vorsehung auf ihrer Seite wäre, fügen sich Gandalf, der Zauberer,
wandernde Bäume und heilig-schöne, unsterbliche Elben in ihre Reihen ein.
Schließlich kehrt König Aragorn, wie ein Messias nach der Erlösung der Menschheit,
siegreich nach Gondor zurück und tritt sein rechtmäßiges Erbe an. 

Dramatisch verpackt und am Rande des Größenwahns gedreht, entdeckt die Filmgemeinde ihre eigene Versuchung
und Leidenschaft, ihre Ahnung, einen Lebensauftrag zu haben, und die Angst, diesen zu verspielen.
Die Zuschauer lernen das Staunen über die Schönheit und Größe der Schöpfung
und werden durch zahllose Fügungen daran erinnert, dass nur einer “Der Herr der Ringe und aller Dinge” sein kann.

Martin Emge