Date:26. Jan 2003

Die Angstfabrik

Gebet
 

“Aus ihrer Fabrik
schleichen die Monster
durch die Schranktüren in Kinderzimmer ein
und sammeln die Angstschreie der Kleinen,
denn die Schreie liefern den Strom
für die Stadt Monstropolis.
Doch ein Kind ändert alles …”
So las ich die Ankündigung
für den Film “Die Monster AG”.

Das Geschäft mit der Angst
scheint lukrativ zu sein.
Angst wahr-genommen.
Angst ausge-nutzt.
Angst umge-münzt.
Den Kleinen Angst gemacht,
um sie klein und brav zu halten.
Den Großen Angst gemacht,
damit sie gefügig werden.

Manchmal scheint die Angst
gar Lust zu bereiten:
der Schrecken im Kino,
der Kick bei einem Bungeesprung aus 100 Meter Höhe,
das Nervenzittern in den vielfältigen Gruselkabinetten
unserer Gesellschaften.

Lass mich durchschauen, o Herr,
wenn Geschäftemacher
aus der Angst der Kleinen
Strom erzeugen für ihre Paläste in Monstropolis.
Lass mich entdecken, o Herr,
auf wessen Kosten die Kurse steigen oder fallen.
Schenk mir einen kritischen Blick auf mich selbst,
o Gott,
damit ich wahrnehme,
wo ich selbst andere in Angst und Schrecken versetze
oder wo ich andere ausnutze,
um an meinem eigenen Palast zu bauen.

Lass mich das Kind werden,
das trotz aller Kleinheit und Schwäche hilft,
dass sich “alles ändert”.

Und hilf uns allen, o Herr,
damit Platz bleibt für die unvermeidlichen Ängste:
die Angst vor Not und Sorge,
die Angst vor Krankheit,
die Angst, ohne Liebe leben zu müssen,
die Angst vor einer dunklen Zukunft,
die Angst vor dem Tod.

Lass alle Ängste 
in dir aufgehoben sein.