Foto: Hubertus Brantzen
Als neulich ein mir Bekannter aus dem Urlaub zurückkam, hatte er natürlich manches zu erzählen. Er höre immer wieder, er sei ein echter Ferienkünstler. Er habe alles einfach wieder genossen, was er schon oft gesehen und erlebt habe. Sein “Programm” und schließliches Fazit (auf Schweizerdeutsch): Ä bissele si, einfach ein bisschen sein. Die Seele baumeln lassen, nennen es manche. Ja das sei es so ungefähr meinte er. Wenn die Seele, das Herz einfach sein darf, ein bisschen jedenfalls sein darf, und der Mensch darauf hört, dies bemerkt und genießt. Im Kontakt mit seiner Seele steht, dies sich einfach leistet. Und da Freuden über Freuden entdeckt, entdecken kann. Die kleinen Freuden seien es, sagte mir jemand anderer, auch als Urlaubserfahrung. Das kann die Mittagsglocke der nahen Kirche sein. Die betreffende Person macht dann immer das Fenster auf, um sie besser zu hören. Und sie lädt auch andere, die gerade da sind, ein, dies mit zu vollziehen. Immer auch mit der Bemerkung: Die kleinen Freuden sind auch Freuden, ja sehr häufige Freuden und gar nicht so klein seien diese.
Als ich einmal aus Italien aus dem Urlaub zurückkam, da pries ich überall die Neuentdeckung, vielleicht sogar Erstentdeckung der blauen Farbe. Der Himmel: blau. Das Meer: blau. Ganz eingehüllt war ich da tagelang in ein richtig starkes Blau. Seither gehört diese Farbe – seither – zu den schönsten, die ich kenne. Zusammen mit dem Ocker der verbrannten Gräser im Süden. Und ich merke, dass Gott, so will ich sagen, jedem Land auch bestimmte Farben geschenkt hat. Uns hier in Deutschland sicher das Grün in unglaublich vielen Farbtönen. Ebenso das Weiß. Ich erinnere mich gerne und oft an einen argentinischen Kollegen, der am Morgen nach der ersten Nacht bei einem Besuch in Deutschland, eine Schnee bedeckte Landschaft vorfand und immer und immer wieder darauf zurückkam, wie wunderbar er dadurch begrüßt wurde. Und es ja wohl Gott höchst persönlich gewesen sein musste, der ihm diese Freude machen wollte.
Und für mich dieses Jahr die Erfahrung mancher Schwarzwaldseen, der Duft von Heu und die langen Abende. Da ist es fast schon gleichgültig, ob Regen oder Sonne. Die langen Sommerabende sind einfach schön. Die dürfen wir immer haben und -genießen. Und wenn der Sommer dieses Mal uns nicht so üppig viel Sonne brachte, so war doch jeder Sonnentag eine besonders überraschende Sonnen-, Licht- und Wärmeerfahrung. Wenn man an den Sonnentagen nicht von den erlebten oder angekündigten Regentagen redet, dann gibt es tatsächlich gar nicht so wenige Sonnentage. So kann auch der Urlaub etwas von einer Schule in positivem Denken haben.
Die Urlaubszeit ist ja auch die hohe Zeit des Begegnungslebens für Ehen und Familien, die das Jahr über oft nicht allzu viel Zeit haben oder sich nehmen, um sich wirklich zu begegnen. Und für Kinder die schöne Zeit, in der sie lange aufbleiben und morgens ausschlafen dürfen. Auch die Zeit vieler Begegnungen mit Menschen und der Kenntnis anderer Lebensarten.
Ein anderer brachte als besonders schöne Urlaubserfahrung mit: Da kann ich in Ruhe ausführlich frühstücken und die Zeitung lesen. Das tut einfach gut und hinterlässt eine gute Erinnerung. Gute Erinnerungen hinterlassen und speichern die vielen Fotos, die gemacht werden und mit denen man alles nachkosten, nach-genießen kann.
Vielleicht ist der Urlaub auch die Zeit, wo ich ein Buch lese. Einen Gottesdienst besuche. Überhaupt Kirchen besuche. Dies verkosten. Bei all dem, gleich oder im Nachhinein, die Gegenwart Gottes spüren und verkosten, ganz im Sinne unserer Spurensuche-Spiritualität. Gott ist zwar unbegreiflich, doch zum Greifen nahe. So eine Erfahrung kann man vielleicht gerade im Urlaub machen. Hohe Zeit der Gottesbegegnungen will ich diese Zeit nennen.
Gelungen ist der Urlaub sicher dann besonders, wenn ich mich auch wieder auf die Zeit danach freuen kann. Mich also auf bekannte und noch unbekannte Freudenquellen wieder oder zum ersten Mal einstelle. Vorfreude sei ja die beste Freude. Ich denke an eine Aussage des Philosophen Heidegger über seine Mutter. Diese habe öfters gesagt, dass es doch ganz gut eingerichtet sei in dieser Welt. Es gäbe immer etwas, worauf ich mich gerade freuen kann.
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