Date:10. Aug 2016

Gott ist meine Stärke

Um Gottvertrauen im Kampf gegen scheinbar überlegene Mächte geht es in diesem gottesdienstlichen Konzept. Eine prachtvolle Q-Iniziale umgibt im Bild aus dem Bamberger Psalter den Krieger in stahlblauer Rüstung. Die Miniatur illustriert den Psalmvers „Quid gloriaris in malitia potens…“ – „Was rühmst du dich deiner Bosheit, du Mann der Gewalt“ (Psalm 52,3). Seine Rüstung kann man als Gleichnis für die „aufgeblasene Selbstüberschätzung in der Goliat gefangen ist“ sehen, die Macht des Bösen in Gestalt der geflügelten Schlange ist gebrochen, noch bevor David seinen Stein schleudert. Die Bildinterpretation einer Benediktinerin liefert den Schlüssel zum Gesamt der Texte: Der Glaube kehrt das Verhältnis von Macht und Ohnmacht um, nicht durch äußere Überlegenheit, sondern durch Gottes Beistand.

David besiegt den Philister

mit einem Stein

(1 Samuel 17,50)

Bild: David und Goliat
Q-Initiale zu Psalm 52,  Bamberger Psalter, 1220-30
Staatsbibliothek Bamberg,  Msc. Bibl. 48 fol. 63r  22,5 x 17,8

Picture 064

Literaturhinweis zum Bild: Sr. Charis Doepgen OSB, Abgerüstet in den Kampf, in: TeDeum 5 (2014), S. 314-316.


Alttestamentliche Lesung:*

1. Samuel 17, 1-16.32-33.37-40.45-50

Die Philister zogen ihre Truppen zum Kampf zusammen. Sie versammelten sich bei Socho, das zu Juda gehört, und schlugen zwischen Socho und Aseka in Efes-Dammim ihr Lager auf. Auch Saul und die Männer Israels sammelten sich; sie schlugen ihr Lager im Terebinthental auf und traten zum Kampf gegen die Philister an. Die Philister standen an dem Berg auf der einen Seite, die Israeliten an dem Berg auf der anderen Seite; zwischen ihnen lag das Tal. Da trat aus dem Lager der Philister ein Vorkämpfer namens Goliat aus Gat hervor. Er war sechs Ellen und eine Spanne groß. Auf seinem Kopf hatte er einen Helm aus Bronze und er trug einen Schuppenpanzer aus Bronze, der fünftausend Schekel wog.
Er hatte bronzene Schienen an den Beinen und zwischen seinen Schultern hing ein Sichelschwert aus Bronze. Der Schaft seines Speeres war so dick wie ein Weberbaum und die eiserne Speerspitze wog sechshundert Schekel. Sein Schildträger ging vor ihm her. Goliat trat vor und rief zu den Reihen der Israeliten hinüber: Warum seid ihr ausgezogen und habt euch zum Kampf aufgestellt? Bin ich nicht ein Philister und seid ihr nicht die Knechte Sauls? Wählt euch doch einen Mann aus! Er soll zu mir herunterkommen. Wenn er mich im Kampf erschlagen kann, wollen wir eure Knechte sein. Wenn ich ihm aber überlegen bin und ihn erschlage, dann sollt ihr unsere Knechte sein und uns dienen. Und der Philister sagte weiter: Heute habe ich die Reihen Israels verhöhnt und gesagt: Schickt mir doch einen Mann, damit wir gegeneinander kämpfen können. Als Saul und ganz Israel diese Worte des Philisters hörten, erschraken sie und hatten große Angst. David war der Sohn eines Efratiters namens Isai aus Betlehem in Juda, der acht Söhne hatte. Zur Zeit Sauls war Isai bereits alt und betagt. Die drei ältesten Söhne Isais waren zusammen mit Saul in den Krieg gezogen. Seine drei Söhne, die mit in den Krieg gezogen waren, hießen Eliab – er war der Erstgeborene -, der zweite Abinadab, der dritte Schima. Die drei Ältesten waren Saul gefolgt. David aber war der jüngste.
David kehrte öfters vom Hof Sauls nach Betlehem zurück, um die Schafe seines Vaters zu hüten. Der Philister kam jeden Morgen und Abend und stellte sich kampfbereit hin – vierzig Tage lang.
David sagte zu Saul: Niemand soll wegen des Philisters den Mut sinken lassen. Dein Knecht wird hingehen und mit diesem Philister kämpfen. Saul erwiderte ihm: Du kannst nicht zu diesem Philister hingehen, um mit ihm zu kämpfen; du bist zu jung, er aber ist ein Krieger seit seiner Jugend. Und David sagte weiter: Der Herr, der mich aus der Gewalt des Löwen und des Bären gerettet hat, wird mich auch aus der Gewalt dieses Philisters retten. Da antwortete Saul David: Geh, der Herr sei mit dir. Und Saul zog David seine Rüstung an; er setzte ihm einen bronzenen Helm auf den Kopf und legte ihm seinen Panzer an, und über der Rüstung hängte er ihm sein Schwert um. David versuchte (in der Rüstung) zu gehen, aber er war es nicht gewohnt. Darum sagte er zu Saul: Ich kann in diesen Sachen nicht gehen, ich bin nicht daran gewöhnt. Und er legte sie wieder ab, nahm seinen Stock in die Hand, suchte sich fünf glatte Steine aus dem Bach und legte sie in die Hirtentasche, die er bei sich hatte (und) die (ihm als) Schleudersteintasche (diente). Die Schleuder in der Hand, ging er auf den Philister zu.
David antwortete dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Sichelschwert, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heere, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast.
Er griff in seine Hirtentasche, nahm einen Stein heraus, schleuderte ihn ab und traf den Philister an der Stirn. Der Stein drang in die Stirn ein und der Philister fiel mit dem Gesicht zu Boden.
So besiegte David den Philister mit einer Schleuder und einem Stein; er traf den Philister und tötete ihn, ohne ein Schwert in der Hand zu haben.

Kehrvers:

Ich liebe dich, du meine Stärke (Psalm 18,2)

Psalm 18,3-4.18-20.30.36.40.49.51

Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter,
mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge,
mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht.
Ich rufe: Der Herr sei gepriesen!
und ich werde vor meinen Feinden gerettet.
Er entriss mich meinen mächtigen Feinden,
die stärker waren als ich und mich hassten.
Sie überfielen mich am Tag meines Unheils,
doch der Herr wurde mein Halt.
Er führte mich hinaus ins Weite,
er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen.
Mit dir erstürme ich Wälle,
mit meinem Gott überspringe ich Mauern.
Du gabst mir deine Hilfe zum Schild,
deine Rechte stützt mich;
du neigst dich mir zu und machst mich groß.
Du hast mich zum Kampf mit Kraft umgürtet,
hast alle in die Knie gezwungen, die sich gegen mich erhoben.
Du hast mich von meinen Feinden befreit,
mich über meine Gegner erhoben,
dem Mann der Gewalt mich entrissen.
Seinem König verlieh er große Hilfe,
Huld erwies er seinem Gesalbten,
David und seinem Stamm auf ewig.

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Neutestamentliche Lesung:

2. Korintherbrief 12, 9-10

Der Herr aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

Ruf vor dem Evangelium

(Lukas 9,48; 1 Kor 1,27) )

Wer unter euch klein ist, der ist groß. Und wer schwach ist, der ist stark.

Evangelium: Matthäus 18, 1-4

In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.


Lied: Du weißt, mein Herz, schon lange

1. Du weißt, mein Herz, schon lange,
du weißt es: Gott ist groß.
Und doch, sein Feind ist mächtig,
er gab dich noch nicht los.

2. So kämpfe denn und glaube,
trotz Fall und Fesseln frei,
daß Gottes Feind zwar mächtig,
Gott aber größer sei.

Dänischer Originaltext von Kaj Munk 1961, deutsche Übertragung: Jürgen Henkys, in: Jürgen Henkys, Frühlicht erzählt von dir. Neue geistliche Lieder aus Skandinavien (Klavierausgabe), Strube-Verlag 1990, S. 91f.

 

 

 

 

 

 

 

Literaturhinweis:Rolf Zerfaß, Mein Freund David,  in: Ansgar Franz (Hg.), Streit am Tisch des Wortes? Zur Deutung und Bedeutung des Alten Testaments und seiner Verwendung in der Liturgie, Pietas Liturgica 8 (1998), 855-868.

 

 

Geistlicher Text: Papst Johannes XXIII, David und Goliat

>Etwas weniger Politik und etwas mehr christliche Innigkeit, das würde genügen, dem Apostolat Leben und Wirkungskraft zu geben<, schrieb Papst Johannes XIII im Jahr 1947 an den Bischof von Bergamo.
Er sprach über die kommunistische Gefahr und über die Möglichkeiten der sanften Kirche in diesem Kampfe mit dem Riesen Goliath: >Ja, wir stehen einem Goliath gegenüber und verlieren vielleicht zuviel Zeit mit Reden, die wir besser mit Gebet und mit guten Vorsätzen für unser Seelenheil und das unserer Nächsten nutzen sollten. Wir stehen jemandem gegenüber, der uns gewachsen erscheint; doch er ist nicht so stark, er ist nicht überlegen, denn er ist der Inbegriff des Irrtums, der Begierde und der Gewalt. Zuweilen befällt uns Angst und wir fürchten uns vor dem Gedanken an den nächsten Tag. Und dennoch wird jener Riese sich dem Willen, der Gnade und der Barmherzigkeit Gottes fügen müssen. Wir dürfen aber auch nicht fürchten, daß ein Triumpf dieses Kolosses den Zusammenbruch und einen allgemeinen Untergang bedeuten könnte. Denn in einem solchen Augenblick des Sieges der Gewalt gäbe es Seelen, die mit demselben Licht erfüllt sind wie wir, die uns in Treue verbunden und demselben christlichen und apostolischen Ideal ergeben sind. Jene Furchtlosigkeit des kleinen David dem Riesen Goliath gegenüber versinn[bild]licht die heilige und gesegnete katholische Kirche.“

David und Goliath, in: Henri Fesquet (Hrsg.), Humor und Weisheit Johannes‘ des Guten, Frankfurt 1965, S. 85f.

 

 


 

Zusammenstellung: Hans-Jakob Becker / Anne-Madeleine Plum Dieser Gottesdienst:  15 Pen A in Patmos Vgl. dazu ausführlich: Hansjakob Becker, „Dies große Wort, geschrieben weiß auf schwarz“. Patmos: Begegnungen mit der Bibel im Kontext von Kultur – Liturgie  – Spiritualität, in: Pietas Liturgica 16, Tübingen 2015.

* Texte aus der Heiligen Schrift sind entnommen aus der Einheitsübersetzung © 1980, Katholische Bibelanstalt GmbH.

Liste der Wort-Gottes-Feiern “Patmos”

Informationen zur Gottesdienst-Reihe “Patmos”