Date:25. Mai 2008

Sicherheit

Zeichen der Zeit

Uhrpendel

Foto: Sr. Annetraud Bolkert

Sicherheit – auf dem Weg zum Zauberwort des Jahrzehnts.
Wer heute auf Sicherheit setzt,
liegt immer richtig.

Sicherheit – wo gibt es heute noch Sicherheit?
Ich steige morgens ins Auto
und bin nicht sicher, ob ich ans Ziel komme.
Ich fühle mich gesund
und bin doch nicht sicher,
ob nicht schon ein Krankheitskeim in mir steckt.
Ich entfalte mich an meiner Arbeitsstelle
und bin nicht sicher, ob die Firma morgen in Konkurs geht.
Ich gehe eine Beziehung ein
und bin nicht sicher, dass sie durchträgt.

Sicherheit – fest stehen, verankert sein.
Gott, du schenkst mir Sicherheit in dir:
Pendelsicherheit.
Mache mich fest in dir.
Von dir gehalten,
kann ich im Hin und Her meines Lebens,
mich frei bewegen und doch sicher sein,
sicher in Dir.

Blenden wir hier kurz eine Zeitbeobachtung ein: Der Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift “Cicero”, Wolfram Weimer, urteilt in einem Beitrag Ende 2007 über aktuelle Entwicklungen in Deutschland folgendermaßen. Er beobachtet einen neuen Securitismus (übersetzt vielleicht: Sicherheitswahn):

Es gab einmal die Zeit der Freiheit, auch die der Emanzipation, es gab Zeiten des Aufbruchs, zuweilen sogar der Revolution. Jetzt aber gilt nur noch Stagnation in Sicherheit. Terrorismus, Globalisierung, Strukturwandel, Innovationen bebildern den Hintergrundfilm, vor dem wir uns immer tiefer eingraben in den Sehnsuchtssessel der Gewissheiten.”
Viele “Debatten speisen sich aus einer Quelle: der gewaltigen Sehnsucht nach einer risikofreien Welt. Die Ängste vor der rasenden Veränderung provozieren die Abwehrreflexe des Sicherheitsdenkens.
Unter dem Signum der Sicherheit hat sich die Politik daher aufs technokratische Optimieren verlegt, „Reform“ wird ein Unwort, „Absicherung“ bestimmt jetzt das Kalkül, und so verhält sich Deutschland zum Modernisierungsschub der Globalisierung zusehends defensiv. Unsere Parteien wie die Gewerkschaften mutieren zu mächtigen Retardierungsinstanzen, sie wollen den Modernisierungsschub der Welt vor allem bremsen und einhegen.”

Sr. Annetraud Bolkert