Schmerzensfrau

Skulptur von Käthe Kollwitz, Berlin Neue Wache
Foto: Christa Müller-Hoberg

Ich habe keine Bewegung mehr.

Verloren sind
die eilenden Wege,
die fliehenden,
die begleitenden,
und auch mein Stabat ist dahin.

Ich habe meinen Leib
der schlaflosen Erde anvertraut,
Erde, aus der ich kam,
um Hülle zu werden
für den menschgewordenen Gott.

Verklungen die Freudentöne
im Hause meiner Base,
verwelkt die Umarmungen
des Erkennens.

Trug ich in meinem Schoß
ein gesichtsloses Leben,
dem nur
meine gute Hoffnung auf Erbarmen
Züge gab?

Jetzt halte ich das Antlitz meines Schöpfers
in den Armen,
geschunden,
blutig,
entstellt und bleich.

Kein Evangelist wird darüber Worte finden,
gibt es Worte für wortlosen Schmerz?

Auf Dornenland
ist mein Los gefallen,
mein Erbe ist das Wiegenlied
für meinen toten Sohn.