Foto: Hubertus brantzen
Wieder haben rund 2 Milliarden Menschen Ostern gefeiert. Und viele Millionen darüber hinaus waren in irgendeiner Weise davon betroffen. Nicht um die Kirche zu feiern. Da gibt es nicht immer etwas zu feiern. Doch um Jesus zu feiern. Diese Gestalt (und damit auch das Osterfest) strahlt weit über die christlichen Kirchen in aller Welt hinaus. Sogar bis hin zu den Attentaten auf christliche Kirchen auf Sri Lanka während der dortigen Ostergottesdienste. In der islamischen Welt darf er vielfach nicht eigentlich genannt werden. Zu sehr kleben an seinem Namen schlechte Erinnerungen, die weit in die Geschichte zurückreichen. Und doch ist er auch dort gegenwärtig als Gestalt, die für das Gute steht. Dessen Anhänger aber als Vertreter westlich-abendländischer Kolonialherrschaft empfunden werden. Ähnliches darf von Indien gesagt werden und eben auch von Sri Lanka. Und schließlich von China usw. Vielfach werden die Christen verfolgt.
Nicht nur wird Weihnachten, das Geburtsfest Jesu, in vielen dieser Länder irgendwie gefeiert, auch Ostern bekommt etwas ab davon.
Karl Jaspers zählt Jesus zu den – im Weltmaßstab – maßgebenden Menschen. Dazu zählt er Buddha, Mohammed, Laotse, Sokrates.
Im Maß mehr und mehr eine globalisierte weltöffentliche Meinungsbildung bzw. eine Weltzivilgesellschaft entsteht, wird die zentrale Gestalt des zwei Milliarden großen Christentums ein wichtiger Faktor sein, ja vielleicht ein beachtlich starker. Die Kirche, die auf Jesus zurückgeht, wird vielfach abgelehnt. Sie soll dort bleiben, wo sie ist, und nicht missionieren. Man verbindet diese zu sehr mit dem westlichen Kapitalismus und Imperialismus und hat entsprechend Angst vor ihr. Zu viel hat sie an der Demütigung durch die westlichen Völker mitgewirkt. Reichlich spät hat z.B. die katholische Kirche die Freiheit der Religion anerkannt und davon Abstand genommen, alle anderen Religionen als minderwertig anzusehen.
Ist aber Jesus gleich Kirche? Was bringt er als „maßgeblicher“ Mensch, Denker, Anreger der Menschheit? Was hat er bisher schon gebracht? Ich denke, dass es unsere Aufgabe ist, dies in durchaus auch säkularer Weise, neu herauszuarbeiten und die Jesusgestalt mit ihrer Botschaft in den Dialog der meinungsbildenden Kräfte auf Weltebene einzubringen. Jesus im Angesicht der immer mehr zusammenhängenden Welt muss sich neu profilieren. Er darf und kann nicht mehr nur den Christen gehören, und es dürfen in seinem Namen keine materiellen, imperialistischen und sonstigen allzu diesseitigen Interessen verfolgt werden. Bzw. die nicht christlichen Länder dürfen nicht fürchten müssen, dass Christus ihnen etwas wegnehmen will bzw. sie durch seine Anhänger beherrschen will. Diese sind ja gerade durch das Neue, was Jesus in die Menschheit brachte, so stark und gefährlich für andere geworden.
Was hat er denn gebracht? Ich denke, es ist die Botschaft von der Würde des Menschen. Diese ist in allen Verfassungen der christlich geprägten Länder und mancher anderer geradezu leitmotivisch festgeschrieben. Sie ist unantastbar heißt es jeweils gleich im ersten Artikel. Damit verbunden ist die Persönlichkeitsstärke des einzelnen.
Es ist die Würde des Einzelnen, der in einem ganz und gar individuellen Schöpfungsakt entstand, von Gott geliebt. Nicht aus einem Seelenwanderungszusammenhang heraus entstand er. Nicht als Verdichtung von Materieteilchen. Sondern frei, von Gott geliebt und persönlich ein für alle Mal angenommen. Eine gleichsam göttliche Würde hat er.
Extra genannt werden darf und muss die Würde der Frau, sicher der beste „Exportartikel“, den die westliche von Jesus geprägte Kultur zur Zeit hat. Man kann nur wünschen, dass viel davon in die ganze Welt kommt. Es ist die Würde des Menschen vom ersten Augenblick der Existenz an. Bis in alle Ewigkeit. Nie mehr wird er ins Nichts zurückfallen. Und berufen ist er zu einer Endgültigkeit seines Lebens, die vieles wieder ins recht Lot setzen kann, was in dieser Zeitlichkeit nicht immer stimmt. Es ist auch die Würde des Kindes und Jugendlichen. Und die Würde des Kranken, des sozial Schwachen, des Verfolgten, des durch Gefängnis Bestraften. Jedenfalls haben wir als Kernbotschaft Jesu: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Aufgabe des Staates und der Gemeinschaft der Menschen ist es, diese zu schützen und zu verteidigen, wenn es not tut.
Damit ist nicht gesagt, dass wir westlichen Menschen und Christen da schon immer im Reinen sind mit dieser zentralen Ausrichtung. Doch was ich hier zu bedenken geben will: Es handelt sich um das eigentlich Innovative, was Jesus brachte und heute immer noch bringen will und kann. Ganz säkular gesehen. Es handelt sich um das Menschenbild, Selbstbild und damit engstens zusammenhängend auch um das Gottesbild.
Diesen Jesus müssen und dürfen wir uns selbst immer wieder bringen und gleichzeitig anderen Kulturen, ohne deren Menschen und Völker zu Christen im kirchlichen Sinn machen zu wollen.
Dies alles ging mir so durch den Kopf im Laufe der Kar- und Ostertage im Maße ich durch die Nachrichten immer wieder darauf verwiesen wurde, dass das christliche Ostern dem nicht-christlichen Rest der Welt gar nicht egal sein kann. Dass darin aber auch eine wichtige Chance, ja auch Aufgabe, liegt, den als nicht aggressiv, nicht imperialistisch, nicht andere Völker und Religionen verachtende Jesus als leuchtende Gestalt, als Lehrer aller, als Zentrum der Geschichte und des Weltgeschehens, als der eine Hirte der Menschheit mehr und mehr zu erleben.
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