Date:12. Aug 2009

Kräuter haben Konjunktur…

Zeichen der Zeit

Kräuterbuschen

Kräuterwisch gesammelt und gebunden von Waltraud Edelmann

Die lieferbaren Buchtitel zum Thema Kräuter sind kaum noch überschaubar. Das reicht von den Kräutern im eigenen Garten, Kräuterspiralen, dem alten Wissen der Kräuterfrauen bis hin zu Heil- und Zauberkräutern.

Die Kirche hat die Kräuter und ihre heilende Wirkung nie wirklich vergessen. Aber nicht überall hat sich das Brauchtum rund um die Kräuter erhalten. So manche Pfarrei besinnt sich heute pünktlich zu Maria Himmelfahrt neu der alten Bräuche. Man zieht unter sachkundiger botanischer Führung in die Natur und sammelt bunte Sträuße mit Kräutern, die sich je nach Landschaft in ihrer Zusammensetzung, aber auch ihrer Bezeichnung unterscheiden. Ist es in Bayern der Kräuterbuschen, so kennt man andernorts den Kräuterwisch oder – so in Rheinhessen – den Werzwisch. Ob sieben, neun, fünfzehn oder bis zu 99 Kräuter für den Kräuterstrauß verwendet werden, meist sind darin besonders sogenannte „Frauenkräuter“ enthalten – früher auch sogenannte „Beschreikräuter“, denen man die Kraft zur Abwehr schädlicher Magie zuschrieb. Im Zentrum des der Kräuter steht die blühende Königskerze, die als Zepter der Gottesmutter gilt. Den gesegneten Kräuterstrauß bewahrt man auf – sei es an einem besonderen Ort im Haus, im „Herrgottswinkel“, im Stall oder auch im Garten, man gibt die trockenen Kräuter dem Tierfutter oder dem Erdreich der Pflanzen bei – oder findet andere Anlässe zu ihrer Verwendung.

Vielfältig und bunt ist auch der jeweilige Rahmen, in dem die Kräuterweihe gefeiert wird. Beeindruckend schlicht geschieht dies noch heute in einer Benediktinerinnen-Abtei. Zur ersten Vesper von Maria Himmelfahrt stellt man einen großen Kräuterstrauß in der Kirche auf, spricht ein Segensgebet und besprengt dann den Strauß mit Weihwasser, der später in den Garten wandert. Das Gebet selbst erklärt besser als jede Abhandlung, worum es dabei geht:

„Herr, unser Gott, du hast Maria über alle Geschöpfe erhoben und sie in den Himmel aufgenommen. An ihrem Fest danken wir dir für alle Wunder deiner Schöpfung. Durch die Heilkräuter und Blumen schenkst du uns Gesundheit und Freude.

Segne † diese Kräuter und Blumen. Sie erinnern uns an deine Herrlichkeit und an den Reichtum deines Lebens. Schenke uns auf die Fürsprache Mariens dein Heil. Lass uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir gelangen und dereinst einstimmen in das Lob der ganzen Schöpfung, die dich preist durch deinen Sohn Jesus Christus in alle Ewigkeit. Amen.“

Der Kräuterstrauß auf unserem Foto stammt aus der Mainzer Gegend. Er enthält neben der gelben Königskerze Sanddorn, Rainfarn, Salbei, Malve, Fenchel, Wermut, Rauke, Margeriten, Schafgarbe, Nachtkerze, Luzerne, Johanniskraut, Frauenflachs oder gemeines Leinkraut, Ringelblume, Liebstöckel, Thymian, Hafer, Braungerste, Pfefferminze und einen Walnussstiel mit drei Nüssen – Zeichen für die Dreifaltigkeit und deshalb als besonders segenbringend geschätzt.
(Hans-Jürgen Dechent, Die Kräuter im Nackenheimer Werzwisch, Nackenheim 2002)

 

Anna-Madeleine Plum