Date:06. Apr 2011

Jahrhundertwende. Weltpolitische Betrachtungen 2000 – 2010

Kunst · Theater · Literatur

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Timothy Garton Ash beschäftigt sich in der Aufsatzsammlung „Jahrhundertwende. Weltpolitische Betrachtungen 2000 – 2010“(Hanser Verlag, München 2010) mit dem Thema „Lässt sich europäische Macht moralisch begründen?“.

Überlegungen, die er dort anstellt über die Dissidenten unter den Regimen des Nationalsozialismus und des Kommunismus in den beiden deutschen Staaten, bieten m. E. interessante Aspekte für die Umbrüche in Nordafrika, die seit Monaten geschehen.

„Diese Dissidenten unter dem Kommunismus hatten zweierlei gemeinsam mit den deutschen Widerstandskämpfern unter der Naziherrschaft. Erstens die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Moral und Politik. Zweitens die tiefe Sorge um das moralische Fundament jeder neuen europäischen Ordnung, die nach dem Krieg – im Falle der antikommunistischen Dissidenten nach dem Kalten Krieg – entstehen würde.

Die Spannung zwischen Macht und Moral sind vorprogrammiert. Lord Acton rät uns, der Macht mehr zu misstrauen als dem Laster.“ (a.a.O., 120)

Im Blick auf die vielen autoritären, diktatorischen Regime dieser Welt hat das Wort Lord Actons, das er im 19. Jahrhundert gesprochen hat, m. E. níchts an seiner Aktualität verloren.

 

Stefan Keller