Date:06. Apr 2011

Heiß umstrittenes und diskutiertes Thema „katholische Kirche“

Zeichen der Zeit

Labyrinth

 

Zeitenstimme:

Auf der neuen Bestsellerliste des Spiegel sind gleich die beiden ersten Stellen mit kirchlichen Themen besetzt. An erster Stelle das neue Papstbuch: Jesus von Nazareth, II. Band. Es gab schon im Vorfeld (weltweit) gleich 1 Million Vorbestellungen. Nach einer neuen Umfrage vor wenigen Wochen ist der “Papst beliebter als seine Kirche” (vergl. spurensuche.de/Zeichen der Zeit vom 23.3.).

An zweiter Stelle steht als eine Art Kontrastprogramm(?) ein neues Buch von dem unermüdlich publizierenden und schaffenden Hans Küng: Ist die Kirche noch zu retten? Dazu Hans Küng selbst in der Süddeutschen Zeitung (vom 9. 3. 2011): “Das römische System muss fallen. Ja, die katholische Kirche ist noch zu retten. Nicht aber ihr überkommener Absolutismus.

Wir Deutschen sind nun Mal ein Volk von Theologen. Und kommen vom Kirchenthema nicht los. Ebenso darf gesagt werden, dass der “mündige Christ”, der theologisch gebildete und interessierte Christ in vieler Hinsicht Wirklichkeit geworden ist. Und der will und darf mitreden. Dazu kommt der “mündige” Nicht-Christ, der mündige Nicht-Gottesdienstbesucher, dem daran liegt, dass er in seinem Sprach- und Kulturraum eine Religion vorfindet, die ihm entspricht, die ihm hilft, spirituell und religiös zu leben? Auch dieser darf und soll mitreden und tut es vielfach auch eifrig.

Wir haben uns in unserem Land in unserer Auseinandersetzung zum Thema Kirche zu sehr daran gewöhnt, (fast) alle Schuld in Rom zu suchen und natürlich dort reichlichst zu finden, vermeintliche und reale Schuld. Und tatsächlich die Musik wird oben gemacht. Allerdings nicht allein. Und die gravamina nationis germanicae sind ein wichtiges und durchgängiges Motiv unserer Geschichte. Vieles wäre in unserem Land mit Zustimmung Roms zu regeln. Das geht dann schnell unter. Die Schuld haben andere. Auch unsere Theologen sollten sich da manchmal etwas selbstkritischer fragen, auch öffentlich. Vergl. meinen letzten Beitrag zu Spurensuche.de.

Die eigentliche Frage: Wie sieht eine psychisch “stimmige”, menschengemäße und menschenfreundliche Religion aus, die so viele ersehnen, auch und gerade solche, die sehr “weit weg” zu sein scheinen? Damit ist das Projekt einer neuen Spiritualität angesprochen. Angesprochen ist eine neue Einstellung zum Dienst der Kirche. Es soll in erster Linie ein Dienst sein an den religiösen Bedürfnissen der Menschen in unserem Land, ein von sich als Kirche absehender selbstloser Dienst. Und mehr ein Dienst an der Religion als an der Ethik und dem Sozialen.

Und wie sieht die Institution aus, die diesen Dienst leisten soll? Ich denke, diese sollte tatsächlich weniger Institution sein als vielmehr Bewegung, Familie und Netzwerk. Letzteres ist sie, ganz speziell in Deutschland, einfach viel zu wenig. Und ersteres viel zu ausgeprägt.

 

Herbert King

 

Vgl. dazu meine Publikationen:

  • Kirche wohin?
  • Gestaltwandel der Kirche.
  • Ebenso meinen Artikel “Gehorsam” in: Schönstatt-Lexikon.

Alle drei erschienen im Patris Verlag, Vallendar.