Date:29. Okt 2014

Heilige Räume heiligen

Kunst und Kultur

Wachendorfer Feldkapelle von Peter Zumthor
Foto: Anne-Madelleine Plum

Ein Raum, der dem Heiligen Raum gibt, macht spürbar, dass hier ein Geheimnis wohnt. Gelungen sind heilige Räume dann, wenn sich diese Ehrfurcht vor dem Heiligen ganz wie von selbst einstellt. Dies kann ganz unabhängig von der Kostbarkeit der Materialien und der Lage dieses heiligen Raumes sein.  Die Wachendorfer Feldkapelle, dem Einsiedler Nikolaus von der Flüe gewidmet, wurde mit Fichtenstämmen und Beton, mit hunderten von mundgeblasenen Glastropfen, mitten auf dem freien Feld als ein solcher heiliger Raum geschaffen.
Wer dort eintritt, wird zum Schweigen und zum Gebet eingeladen. Durch den Raum selbst.  Und durch das Vorbild dessen, von dem der Raum erzählt. Vielleicht wäre Allerheiligen ein geeigneter Tag, auch darüber einmal nachzudenken: Wie wir dem Heiligen Raum geben.

Was macht einen Raum zum Sakralraum? Nicht erst die feierliche Einsegnung. Gottesverehrung  in Geist und Wahrheit  ist nicht ausschließlich an einen Ort gebunden. Die ganze Erde ist heilig. Und dennoch soll ein Gotteshaus Christus kundtun, der an dieser Stätte zugegen ist und handelt.  So formuliert es der Katechismus der katholischen Kirche (KKK 1179).
Während man in Europa darüber nachdenkt, leer stehende Kirchenräume wieder mit Geselligkeit und neuer Nutzung zu füllen,  oft um buchstäblich jeden Preis, bliebe doch auch der Weg, sie als heilige Orte zu bewahren.  Und zwei oder drei Betende im Raum reichen ja aus, um das Heilige gegenwärtig werden zu lassen.  Wurde uns doch zugesagt, dass Christus mitten unter ihnen ist (Mt 18,20). Schöner als durch unser Gebet können wir heilige Räume nicht heiligen.

Doch wie bei einer abgelegenen Feldkapelle gilt: Einladend müssen die Räume sein, nicht abweisend. Und es braucht Ortskundige, die vorangehen.

Anne-Madeleine Plum

 

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