Für etwa zwei Wochen sind zur Zeit ein katholischer Priester und ein verheirateter Laie aus Indien in einer unserer Nachbargemeinden unterwegs. Sie informieren über ein in ihrer Heimat sehr erfolgreiches Projekt – die kleinen kirchlichen Basisgemeinschaften. Begeisterung, Freude und ein gewisses Selbstbewusstsein strahlen die beiden Männer aus. Ihre Kirche in Indien ist lebendig, weil viele direkt und aktiv beteiligt sind: Im Mittelpunkt stehen das Wort Gottes, die Bibel, und das Herrenmahl. Auf den wöchentlichen Treffen wird in Kleingruppen das Bibelteilen praktiziert, am Sonntag feiern alle gemeinsam die heilige Messe. Es wird also eingeübt, wie Glaube gehen kann.
So vollzieht sich Kirche pädagogisch und an vielen Orten, hat ihren Sitz mitten im Leben. Haus- bzw. Häuserkirche und Pfarr-Kirche ergänzen sich wie zwei Brennpunkte einer Ellipse; ein Weg der Teilhabe und Erneuerung von der Wurzel her, aus der Taufberufung aller als Volk Gottes!
Schnell war das Problem der Übertragung auf uns in Deutschland/Europa ausgemacht: Individualität ist hier stark ausgeprägt und katholisch orientierter Glaube in vielen Bereichen auf die Hauptamtlichen, vor allem den Priester, zentriert. Er wird es schon richten, tauft, beerdigt, wir „besuchen“ den Gottesdienst, zuhause läuft die Glaubenspraxis auf Sparflamme.
Mangels einer lebendigen Christus-Beziehung bei vielen Getauften ist von Verwandlungskraft und Freudenbotschaft des Evangeliums nur wenig zu spüren. Was es braucht, so hören wir und wussten es eigentlich auch selbst, ist eine neue Liebe zum Wort Gottes und zu den Nachbarn in unseren Orten. Wir dürfen dem biblischen Wort Wirksamkeit zutrauen, es ist unser wahrer Schatz, der uns reich macht, wenn wir ihn im Austausch heben. Und wir dürfen unseren Mitmenschen trauen: Sie sind ebenfalls „Schätze“, getreu der Lebensweisheit: „Richte nie den Wert des Menschen schnell nach einer kurzen Stunde. Oben sind bewegte Wellen, doch die Perle liegt im Grunde!“ Auch da ist Nachhaltigkeit gefragt.
Wir sind entschlossen, etwas zu bewegen, dass die beiden Männer ihre weite Reise nicht umsonst gemacht haben: Eine kleine Gruppe soll den Anfang machen, einfach mal mit einem (monatlichen) „gospel sharing“ (Bibelteilen) beginnen, Freude aus dem innerem Zuspruch von Gott her ziehen, einander anstecken mit Zuwendung und Zuversicht. So kann – die Hoffnung ist berechtigt – Christus durch viele JüngerInnen (hindurch) seine Kirche anders als bisher wieder neu aufbauen!