Date:29. Mai 2013

Gotteszeichen in Kunst und Kultur

Kunst und Kultur

Vivant Taborr

Foto: Vivant Tabor

Ein auffallendes Zeichen unserer Kultur haben wir in der Tatsache der hohen Bedeutung der Kunstmuseen. Da sind zu nennen die weltweit beachteten Feierlichkeiten zum Abschluss einer jahrzehntelangen Renovierungsarbeit des Rejksmuseums und des Van-Gogh-Museums in Amsterdam. Weitere Museen, besonders in Berlin, werden mit einem ähnlichen Aufwand erneuert bzw. neu gestaltet. Immer sind es weltweit anerkannte Stararchitekten, denen solche Aufgaben anvertraut werden. Was läuft da ab?

Kunstausstellungen können mit einem großen Interesse rechnen. Um die halbe Million Besucher haben z.B. Retrospektiven von Bildern von Picasso, Max Ernst, August Macke, Renoir,  Cézannes Gauguin besucht. Aber auch viele andere, auch deutsche Künstler haben ähnliche Beachtung gefunden. Der Verkaufswert der Bilder, wenn sie überhaupt verkäuflich sind,  geht in die Millionen. So wurde ein Bild van Goghs um fast 100 Millionen nach Japan verkauft. Wie kommen solcher Preise zustande? Was wird da bezahlt? Noch einmal: Was läuft da ab?
Eine Antwort könnte sein, dass wir es in den Bildern, in manchen Bildern,  mit den Bildern unserer Kultur zu tun haben. In diesen wiedererkennt sich das kollektive Unterbewusste unserer Kultur. So heißt es von Picasso, er habe in seinen Bildern die Mythen Europas neu formuliert. Von dem Surrealisten Max Ernst, er male die Bilder der Seele in dem Moment, in dem sie die Schwelle zum Bewussten hin überschreiten. Dies in  einer Zeit, in der die Tiefen-Psychologie im Un- und Unterbewussten ähnlich bizarre Bilder antrifft wie die Meeresbiologen in der Tiefsee.

Was ist von Künstlern zu halten, die auf der Kasseler documenta ausstellen? Oder von Beuys? Auch sie stehen für unsere Kultur, symbolisch auch für deren Verworrenheit, oder deren Suche, deren Offenheit auf noch unbekannte und allgemein anerkannte Bilder.

Zuletzt war  viel die Rede von der Sixtinischen Madonna (von Raffael) in Dresden, ein nationales Heiligtum regelrecht. Sie wird vielfach als deutsches Pendant zur Mona Lisa im Louvre angesehen. Absolut unverkäuflich ist sie. Dagegen wurde das  Bild Schutzmantelmadonna von Hans Holbein zu einem Preis wohl um die sechzig Millionen verkauft. In den USA hätte es möglicherweise über hundert Millionen eingebracht. Doch darf es, Gott sei Dank,  nicht ausgeführt werden.  Schön, dass auch Marienbilder in der oberen Liga mitspielen.
Wie steht es mit Christusbildern? Nach wie vor haben wir in unseren Kirchen eigentlich nur das Kreuz als Bild Christi. Da wäre wohl Handlungsbedarf. Vielleicht ist der tote und gekreuzigte Christus auch ein zentrales Bild unserer Kultur. Warum nicht der Lebende?

Interessant, dass eine neue Epoche immer wieder auch mit Bilderstürmerei begann. So die Neuzeit durch die protestantische und später durch die der  Aufklärer. So sagen die Kulturanalytiker, dass eine Zeit sich wandelt, wenn sich ihre Bilder wandeln und die alten (zunächst) nicht mehr ertragen werden.  Heute wird eher nicht gestürmt, wohl aber gesucht und sicher auch gefunden. So hat Marc Chagall, um ein letztes Beispiel zu nennen,  für das bilderlose Judentum Bilder gefunden, die nicht mehr verschwinden werden. Er hat damit die jüdische Tradition der Bilderlosigkeit verändert. Wie steht es mit dem ebenfalls bilderlosen Islam? Und was bedeutet es, wenn eine Kultur auch Bilder hat?

Herbert King