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Am 25. April finden wieder der Girls‘ Day und – seit einigen Jahren parallel – der Boys‘ Day statt. In Schulen und Betrieben laufen die letzten Vorbereitungen dazu. Auf zwei Internetseiten gibt es begleitend eine Fülle von Informationen und Anregungen. Jungen und Mädchen sollen an diesem Tag die Gelegenheit erhalten, die Vielfalt der Berufe und Arbeitsfelder kennenzulernen, und besonders auch in „geschlechtsuntypische“ Berufe hinein schnuppern. Denn fragt man Jungen und Mädchen nach ihren Traumberufen, erhält man in der Regel die erwartet „typischen“ Antworten. Mädchen begeistern sich eher für soziale und pädagogische Berufe, bei den Jungen dominieren Berufswünsche im Bereich Technik und Handwerk. Und wenn es dann später um die tatsächliche Berufswahl geht, finden sich Frauen nach wie vor überrepräsentiert in den sozialen und pädagogischen Berufen etwa als Krankenschwestern oder Lehrerinnen, während Männer in den technischen und handwerklichen Sparten wie Ingenieure oder Kfz-Mechatroniker dominieren.
Sind also solche Aktionen im Grunde erfolglos und eigentlich auch überflüssig? Haben wir nicht vielmehr als Gesellschaft zu akzeptieren, dass es Frauen- und Männerberufe gibt? Und spiegeln sich in der unterschiedlichen Berufswahl nicht auch Geschlechterunterschiede wieder, die nicht einfach wegzudiskutieren sind?
In Gesprächen höre ich öfters solche Fragen und Argumente. So unbestreitbar die Tatsache ist, dass es typische Frauen- und typische Männerberufe gibt, so wenig halte ich davon, diese Aufteilung als ehernes Natur- oder gar Gottesgesetz anzusehen. Denn nicht die Biologie und auch nicht Gott, sondern gesellschaftlich-kulturelle Vereinbarungen und Zuordnungen sind es, die das Fürsorglich-Soziale den Frauen und das Technisch-Handwerkliche den Männern zuordnen. Frauen, die in „Männerberufen“ arbeiten und Männer, die in klassischen „Frauenberufen“ tätig sind, zeigen ja tagtäglich, dass es auch anders geht. Diese Frauen und Männer machen zugleich deutlich, wie bereichernd ihre Arbeit für alle Beteiligten ist. Darin können sie zugleich auch Vorbild für Mädchen und Jungen bei deren Berufswahl sein.
Ich finde den Girls‘ Day und den Boys‘ Day deshalb gleichermaßen wichtig, weil der Tag und die ihn begleitenden Aktionen
• Mädchen und Jungen die Möglichkeit geben, über den Tellerrand klassischer Frauen- und Männerberufe hinaus zu schauen und für sich neue Berufsfelder zu entdecken;
• Mädchen und Jungen in den Kontakt und in das Gespräch mit Frauen und Männern in „geschlechtsuntypischen“ Berufen bringen können;
• Mädchen und Jungen dazu einladen, sich mit eigenen Rollenerwartungen und Rollenbildern im Blick auf Lebensplanung und Berufswahl auseinanderzusetzen.
Wenn sich durch diese und durch ähnliche Aktionen für Jungen und Mädchen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben Lebens- und Berufsperspektiven weiten und neue Handlungsspielräume jenseits eingefahrener Rollenklischees öffnen, sollten wir Christinnen und Christen dies begrüßen und uns darüber freuen. Denn hier geschieht etwas im Sinne Gottes, der will, dass das Leben von Menschen gelingt.