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Der große Auszug aus der Kirche
Im Jahr 2021 gehörten in Deutschland 21,6 Millionen Menschen der katholischen Kirche und 19,7 Millionen der evangelischen Kirche an. Schätzungsweise 5,5 Millionen waren zu diesem Zeitpunkt Muslime. Statista, eine Online-Plattform für Statistik, sieht Deutschland als „ein überwiegend christlich geprägtes Land.“ Aber kann man das so sagen? Nur noch 49,7 Prozent sind Mitglied einer der großen christlichen Kirchen. Der Osten der Bundesrepublik war und ist seit Jahrzehnten konfessionslos.
Vor diesem Hintergrund ist die Veröffentlichung der aktuellen Austrittszahlen mit Spannung erwartet worden. Erstmals in ihrer Geschichte verliert die Katholische Kirche mehr als eine halbe Million Mitglieder in gerade mal einem Jahr. Manche Experten sprechen von einem „quälenden Tod“ der Kirche. Der frühere Bundestags-Vizepräsident Johannes Singhammer spricht von einer „Fluchtbewegung“, die „ans Eingemachte geht.“
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber machte dagegen in einem Interview bei Osthessen News deutlich, dass man die Menschen und ihre Nöte sehen müsse, die sich hinter den Austrittszahlen verbergen: „Hinter den Zahlen stehen Menschen, die Enttäuschungen und Verletzungen durch die Kirche erfahren haben.“ Zur Kultur der Kirche gehöre es, mit diesen Personen im Gespräch zu bleiben. Deshalb spreche er auch persönlich mit Gläubigen, die der Kirche den Rücken zugewandt hätten.
Ich finde diese Haltung des Fuldaer Bischofs vorbildlich, weil er damit den Synodalen Weg beschreitet, den Sr. Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, beschrieben hat: „Der Synodale Weg ist ein Weg, die Wunden, die die Kirche ihren eigenen Mitgliedern geschlagen hat, ehrlich anzuschauen und nach Wegen der Heilung und Versöhnung zu suchen.“
Klaus Glas
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