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Nicht nur Petrus verrät sich durch seinen galiläischen Dialekt als Anhänger Jesu. Auch unsere Sprache verrät nicht selten, wes Geistes Kind wir sind. Da gibt es die leidigen, endlos langen Fürbitten. Da wird geschwafelt, was das Zeug hält, oder auch fein gedrechselt in langen Satzgefügen informiert, aber bis die Fürbitte endlich fertig ist, hat man vergessen, dass es sich dabei um ein Gebet und nicht um eine sozialpolitische Stellungnahme handelt. Anstandshalber hängt man noch das „darum bitten wir Dich…“ an den Schluss, aber das macht aus dem Statement auch kein wirkliches Gebet mehr. Wie wohltuend, wenn eine Fürbitte aus einem Satz besteht – und eben einem Gebet.
Oder die Sprache bei unseren Grundsatzpapieren und Diskussionsrunden. Hier kann es passieren, dass man zwei, drei Stunden lang nur das Vokabular eines Proseminars für BWL zu hören bekommt. Prozesse und Faktoren, Meinungsbilder und Analysen, Hintergrund-Informationen, Milieustudien und offensive Maßnahmen… Die einzig christlich besetzte Vokabel erklingt dann schon mal in dem Protestruf „Du lieber Himmel!“.
Besonders erbittert wird der Krieg um die Wörter natürlich dort, wo das Wort im Mittelpunkt steht. Predigten, Ansprachen in unseren Medien, zeitgemäße Bibelausgaben oder neue Kirchenlieder sind wahre Minenfelder der Auseinandersetzung. Gerechte Sprache fordern die einen. Einfache Sprache die anderen. Bloß keine uralten Wörter, die kein Mensch mehr kennt. Und natürlich die Angst vor Worten, die im Neudeutsch nicht vorkommen, weil sie so schockierend ehrlich sind. Gut, böse, Sünde, Himmel, Hölle, Vergebung, Gnade, Demut, Gehorsam und dergleichen unbequeme Vokabeln – wann hört man diese Worte?
Was heute in kirchlichen Formaten verkündigt werden darf, entscheiden oft nicht die Autoren selbst, sondern Fachleute. Mich wundert nur, dass die Leute ganz anders reden als diese Fachleute. Und die trauen den Leuten scheinbar wenig sprachliche Kompetenz zu.
Weder eine Demokratie noch eine kirchliche Gemeinschaft sorgt für ihre eigene Stabilität, wenn sie ideologisch in die Sprache der Menschen hineinregiert. Und Christen, die biblische Sprache so lange glätten, bis sie niemanden mehr aufregt, nehmen dem Wort Gottes seine Kraft. Bei Jesaja kann man hören: „So ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.“ (Jesaja 55,11).
Darauf sollten wir mehr vertrauen als auf gendergerechte oder leichte Sprache.
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