Date:09. Mrz 2011

Brot des Lebens

Kunst · Theater · Literatur

Fenster

Fenster – Alois Plum: „Unser täglich Brot gib uns heute“
– aus dem Vaterunser-Zyklus in St. Bartholomäus, Kaiserslautern

Papst Benedikt erzählt im neuen Interview-Buch mit Peter Seewald:

„Ich bin nicht grundsätzlich gegen die Handkommunion, habe sie selbst auch gespendet und empfangen. Damit, dass ich die Kommunion jetzt kniend empfangen lasse und in den Mund gebe, wollte ich aber ein Zeichen der Ehrfurcht und ein Ausrufezeichen für die Realpräsenz setzen. Nicht zuletzt deshalb, weil gerade in Massenveranstaltungen, wie wir sie in Sankt Peter und auf dem Petersplatz haben, die Gefahr der Verflachung groß ist. Ich habe von Leuten gehört, die dann die Kommunion in die Brieftasche stecken, sie als irgendein Souvenir mitnehmen“.

Er hat recht, denke ich – auch wenn ich jederzeit den Kommunionempfang mit der Hand verteidigen würde. Aufrecht zum Altar treten, ein bewusstes und hoffentlich ehrliches Amen sprechen, sich tief vor Ihm verneigen – ebenso bewusst der Tatsache, dass man nie wirklich würdig genug ist, nie wirklich tief genug glaubt. Für mich drückt das Ehrfurcht aus.

Immer wieder einmal fallen mir die Erinnerungen inhaftierter Priester ein, die unter Lebensgefahr Eucharistie feierten. Auch junge Menschen mit wenig Erfahrung in eucharistischer Frömmigkeit verstehen bei diesen Schilderungen sofort, worum es geht. Verflachung beim Kommunionempfang wirft eben auch ein Licht auf die Art der Vorbereitung darauf…
Unvergesslich die erste Heilige Messe, die der Luxemburger Pfarrer Jean Bernard im KZ Dachau erlebt:

„Hoc est enim Corpus meum.“ Ich schaue auf die beiden Stückchen Brot in meiner Hand, und die Tränen rollen mir nur so die Wangen hinunter, während derjenige, für den wir alles leiden, in unsere Mitte kommt … Es ist ein Meer von Trost, das sich über die Versammelten ergießt. Trost und Hoffnung und Kraft zu neuem, freudig hingenommenem Leiden.

Nicht nur für die in der Vorbereitung auf die Erstkommunion Tätigen ist das Tagebuch „Pfarrerblock 25487“ von Jean Bernard (bekannt auch durch die Verfilmung „Der Neunte Tag“) ein erschütterndes und beeindruckendes Glaubenszeugnis. Ob man aus Brotkrümeln Hostien formt – oder das Allerheiligste in einer Plastiktüte verstecken muss – das ist unwesentlich. Wesentlich ist dagegen die Ehrfurcht aus Glauben.
 

Anne-Madeleine Plum