Bizarre Informationsfülle

Zeichen der Zeit

Zeitungsbericht

Augburger Allgemeine – Online 29.10.2012

Hurricane Sandy 2012: „Ungefähr 2.940.000.000 Ergebnisse (0,22 Sekunden)“ teilt mir google auf diese Stichworte mit. In Buchstaben ausgedrückt:

weimilliardenneunhundertvierzigmillionen Ergebnisse.  Der Tropensturm Sandy, der die amerikanische Ostküste derzeit heimsucht, ist das Medienereignis der Woche. Im Fernsehen und in den Printmedien. Aber vor allem im Internet.  Die großen Nachrichtenportale richten wie immer bei solchen Naturkatastrophen Live-Ticker  ein, die unaufhörlich neue Meldungen bringen. Bilder und Videos, die Sandy Wüten zeigen,  stehen seit Dienstag zuhauf im Netz. Wer Internetzugang  hat, konnte weltweit dabei sein – permanent und  in Echt-Zeit.

Das Internet hat unser Sehen  und unsere Sichtweisen der Welt radikal verändert. So ist immer wieder zu hören. Weil das World Wide Web uns ermöglicht, virtuell jederzeit an jedem Ort sein zu können, und eigenverantwortlich relevante Informationen über das, was in der Welt passiert,  zu sammeln.  Kein Regisseur im Kino und keine Nachrichtenredaktion im Fernsehen wählen für uns aus, was wir wann warum in welchem Umfang  zu sehen bekommen. Im Universum  des World Wide Web führen wir eigenhändig Regie und stellen die Nachrichten zusammen. So wie jetzt bei Sandy. Und das ganze noch live in Echt-Zeit.

Wenn es denn wirklich so wäre!  Zweimilliardenneunhundertvierzigmillionen Ergebnisse. Sind wir tatsächlich unsere eigenen Regisseure und Redakteure angesichts der bizarren Informationsfülle, die das Netz gerade auch bei diesem Ereignis bereit hält? Und bringt uns das virtuelle Dabeisein in Echt-Zeit wirklich die Menschen näher, die in diesen Tagen in New York und anderswo mit den Folgen des Sturmes zu kämpfen haben?

Andreas Ruffing