Wenn weiße Tauben steigen

Zeichen der Zeit

Zeitung Tauben

Foto: Zeitung News vom 30. Jänner 2014

Während einer Reise fand ich diese Seiten in der österreichischen Zeitung „News“ vom 30. Jänner 2014.
Wieder zu Hause, berichteten Bekannte beeindruckt von einer entsprechenden Livesendung im Fernsehen.

Mit großer Freude ließen Kinder mit dem Papst beim Angelus-Gebet weiße Friedenstauben in den Himmel steigen. Die Freude hielt nicht lange, denn schwarze Krähen und Möwen stürzten sich auf die Tauben. Nach einem längeren Kampf erst konnten sich die gebeutelten Tiere befreien und in den Mauernischen in Sicherheit bringen.

Als Mensch, der mit der Bibel umgeht, kann man wohl nicht anders, als diese Szene wie eine Bebilderung des Gleichnisses vom Sämann (Mk 4) anzuschauen.

„Hört! Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie.“ (Vers 3-4)

Jesus deutet diese und die folgenden Verse, in denen das Schicksal der Samenkörner beschrieben wird, als einen Vergleich, was mit der Botschaft vom Reich Gottes geschieht: „Euch (den Jüngern Jesu) ist das Geheimnis des Reiches Gottes anvertraut; denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen gesagt.“ Jesus versteht diese Aussage als eine Prophetie, denn er zitiert gleich aus dem Propheten Jesaja (6,9 f.):

„Denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen;
hören sollen sie, hören, aber nicht verstehen,
damit sie sich nicht bekehren
und ihnen nicht vergeben wird.

Harte Worte! Doch die folgende konkrete Deutung der Vögeln, die dir Samenkörner auffressen, ist noch sperriger:

„Der Sämann sät das Wort. Auf den Weg fällt das Wort bei denen, die es zwar hören, aber sofort kommt der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät wurde. (Vers 15)

Solche Worte und Deutungen sind in einer Gesellschaft, in der die Botschaft Jesu höchstens eine unter vielen ist, schwer erträglich.
Ducken wir uns und lassen lieber keine weißen Tauben steigen?
Ein Trost: Die Tauben überleben.

 Hubertus Brantzen