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Littering – Wenn Müll achtlos weggeworfen wird
Haben Sie schon von Littering gehört? Man versteht darunter das Phänomen, dass Abfall achtlos weggeworfen wird. So haben meine Frau und ich das jüngst im Urlaub in Schweden erlebt. Ein in wundervoller Landschaft gelegener See lud ein zum Schwimmen – ein wunderbares Erlebnis. Am Abend machten wir einen Spaziergang um das Gewässer und fanden auf den Klippen eine Menge Zigarettenkippen, Pizzakartons und Einweg-Grills aus Alu – eine ernüchternde Erfahrung.
Littering greift um sich. Dabei folgt die Unsitte, Abfälle aus dem Auto zu werfen oder Plastikbecher im Park liegen zu lassen, offenbar bestimmten Gesetzmäßigkeiten. So fanden Psychologen heraus, dass wir unbewusst die Umgebung danach abscannen, welche Verhaltensweisen unsere Mitmenschen an den Tag legen. Diese Orientierung an dem, was in einer Situation üblich ist, kann unsere Werte untergraben.
Klar weiß ich, dass man Abfall nicht auf die Straße wirft. Aber wenn ich in einer heruntergekommenen Gegend bin, werfe ich dann doch einen Werbe-Flyer auf den Boden, den mir jemand ans Fahrrad geklemmt hat. Ein solches Setting haben Psychologen in der niederländischen Stadt Groningen hergestellt. In einem Einkaufsgebiet brachte man an einer Straße ein Schild an, dass Graffitis an Hauserwänden untersagte. In einem Fall wurde die Umgebung sauber gehalten – keine Graffities. Unter dieser Bedingung ließ nur ein Drittel der Radler den Flyer vor Ort zurück; die meisten steckten das Papier in die Hosentasche und fuhren davon. Wenn die Forscher jedoch absichtlich eine Häuserwand mit hässlichen Graffities besprühten, änderte sich das Verhalten: fast 70 Prozent der nichtsahnenden Radfahrer warfen den Zettel einfach auf den Boden.
In einer weiteren Studie konnte man zeigen, dass Graffitis an der Wand sogar die Neigung zum Stehlen erhöhte! Aus einem gut einsehbaren Briefkasten ließen die Forscher einen Briefumschlag heraushängen, aus dem ein 5-Euro-Schein hervorlugte. War die Umgebung sauber und reinlich, ließen sich nur etwa jeder Zehnte zum Stehlen verführen. Prangten jedoch wenig ansprechende Graffities an den Hauserwänden, klauten 27 Prozent der Vorbeilaufenden das Geld.
Die Psychologen deuten das Verhalten so: Eine Form der Unordnung (Graffiti an der Wand) kann einen dazu ermutigen, eine andere Form der Unordnung zu billigen (Papier-Flyer wegwerfen, etwas stehlen). Unser Verhalten ist eben nicht nur von unseren Werten geprägt. Es verändert sich auch in Abhängigkeit von den Umgebungsbedingungen.
Aufgrund einer Vielzahl von Feldstudien zu diesem Thema empfehlen die Sozialpsychologen Milies Hewstone und Robin Martin, frühe Anzeichen von Vernachlässigung in Städten wahrzunehmen und unverzüglich Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wie schon der römische Dichter Ovid sagte: „Wehret den Anfängen!“
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