Fotos: pixabay.com
Dieser Tage erreichten mich über Soziale Medien Fotos von Familienangehörigen und Bekannten zu dem Motto: „Wir sagen Euch an den lieben Advent.“ Ein Bild zeigte das Wohnzimmer eines jungen Paares. Auf dem Couchtisch stand ein Adventskranz mit drei brennenden Kerzen. Im Hintergrund strahlte der mit einer Lichterkette und bunten Weihnachtskugeln geschmückte Christbaum.
„Früher hätt’s so ‘was nicht gegeben“, hätte – Gott hab’ sie selig – meine Mutter gesagt. Tatsächlich wurde der Weihnachtsbaum von den Eltern im Dunkel des späten Abends aufgestellt. Am 24. Dezember war der Besuch des Wohnzimmers tabu. An Heiligabend ertönte ein Glöckchen: das Christkind habe Geschenke vorbeigebracht. Mit dem Lied „Ihr Kinderlein, kommet!“ zog eine erwartungsfrohe Kinderschar ins warme Wohnzimmer.
Der Christbaum wurde natürlich erst am Heiligabend erleuchtet. War das wirklich natürlich? Jede Tradition ist kulturell bedingt, jedes Ritual hat einen Anfang. Beispielsweise wurde der Adventskranz von Johann Hinrich Wichern entwickelt. Der sozial engagierte Theologe gründete in Hamburg eine Einrichtung, in der verhaltensauffällige Kinder betreut wurden. Sein Ur-Adventskranz von 1839 bestand aus einem Wagenrad, auf dem vier große weiße Kerzen für die Adventssonntage und 19 kleine roten Kerzen für die Wochentage angebracht waren. Die Straßenkinder lernten beiläufig zählen – anhand des großen Kranzes mit den brennenden Kerzen.
Der evangelische Adventskranz wurde ein Erfolg – auch bei den Katholiken. Wie jeder weiß, prangten später nur noch vier Kerzen auf dem nunmehr kleinen, grünen Kranz, und die waren rot. Das muss heute auch nicht mehr sein. Dieser Tage erzählte uns eine Frau, sie habe für jede Adventskerze eine andere Farbe gewählt.
Wichtig wäre es, darüber nachzusinnen, warum unsere Vorfahren einst Weihnachtsrituale ins Leben riefen. Ich finde die ursprüngliche Vorstellung schön, dass Jesus mitten in unser Dunkel kommen will. Während es draußen immer dunkler wird, wird es drinnen immer heller. Das zunehmende Licht weist auf Jesus hin, der bei seiner Ankunft Licht und Leben mit sich bringt. Und der uns helfen will, nach Frieden zu streben.
„Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, / die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, / und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“ [Lk 1, 78-79]
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