In Deutschland streitet man um den richtigen Weg. Die politisch Verantwortlichen streiten über den richtigen Umgang mit Corona, mit Statistiken und Prognosen, mit politischen Gegnern. Innerkirchlich streitet man ebenso heftig. War die Kirche in diesem besonderen Jahr für die Menschen da oder hat sie versagt? Ist die neue Instruktion aus Rom sinnvoll und hilfreich – oder das Gegenteil? Bei so manchem Kommentar fragt man sich, ob die Verfasser den Text überhaupt ganz gelesen haben.
Missionarisch möchte Papst Franziskus unsere Kirche. Dynamik der Evangelisierung wünscht man sich in Rom, statt exzessiver Bürokratie. Nicht Strukturreformen ohne Wurzeln, sondern Nähe zu den Menschen. Über solche Ziele kann man eigentlich als gläubiger Katholik nicht streiten. Folglich geht es um den Weg dorthin. Im Detail um den Vorrang des Priesters in Liturgie und Leitung. Predigtverbot für Laien in der Eucharistiefeier. Forderung von beispielhafter Lebensführung von pastoralen Mitarbeitern. Und um die abschließende Empfehlung, Maria, als Mutter der Evangelisierung anzurufen, statt die Wünsche von Maria 2.0 umzusetzen.
Bei diesem Streit ist wenig von dem zu spüren, was der Maler Fritz von Uhde in seinem Bild „Der Gang nach Emmaus“ ins Bild gebracht hat: Der Weg führt nicht irgendwohin, sondern zum himmlischen Horizont. Der Weg der Kirche ist nicht der Weg in eine ekklesiologische Utopie, sondern wird – mit Jesus Christus in unserer Mitte – zum Vater gegangen. Jung und Alt richten ihre Fragen an ihn. Er unterweist. Er gibt die Richtung vor. Es ist ein verschlungener Weg, nur die Richtung ist klar erkennbar.
Genau das fehlt mir in der scharfen Debatte über den richtigen pastoralen, synodalen, emanzipatorischen Weg unserer Kirche. Die Worte aus Rom mögen uns nicht in allem gefallen, aber sie gehen vom Evangelium aus und erinnert daran, welches Herz das Leben der Kirche pulsieren lässt. Und genau deshalb würde ich mir wünschen, dass man sie in kirchlichen Stellungnahmen schätzt und ernst nimmt. Denn der Weg, den sie empfehlen ist so reich, so steinig und doch so sonnenbeschienen, wie der Weg den Fritz von Uhde malt.