Date:08. Okt 2014

Siegfried Lenz

Was ist Spurensuche?

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In diesen Tagen denkt die deutsche Literaturwelt an einen ihrer Giganten: Siegfried Lenz, der am 7.10. im Alter von 88 Jahren starb.  Titel von Romanen und Novellen, die er schrieb und uns im Ohr klingen:  „Deutschstunde“, „Das Feuerschiff“, „Schweigeminute“  und „Landesbühne“.

Als ich heute wieder von seinen Anliegen und Vorstellungen hörte und las, wurde mir deutlich: Schriftsteller sind Spurensucher. Im Nachruf vom NDR formuliert Jan Ehlert Sätze, die mich an alle jene erinnern, die sich auf Spurensuche begeben, um die Wahrheit, das Leben und letztlich Gott zu finden. Hier einige markante Sätze mit einem Kommentar.

Ehlert zitiert Lenz: “Ich bekenne, ich brauche Geschichten, um die Welt zu verstehen.“

Kommentar: Geschichten, die das Leben schreibt, sind das Material jeder religiösen Spurensuche. Glaube ist nicht zuerst ein Lehrgebäude, sondern lebendige Erfahrung.

Ehlert: „Jedes seiner Bücher wurde ein Bestseller. Doch trotz des großen Erfolges ist Lenz stets bescheiden geblieben. Große Auftritte wie sie etwa seine literarischen Weggefährten Günter Grass und Martin Walser liebten, waren ihm fremd. Stattdessen mahnte er leise, durch seine Bücher.”

Kommentar: Religiöse Spurensuche kommt nicht laut daher. Sie spricht eher leise, aber eindringlich. Sie weiß: Alles bleibt ein Tasten, eben eine Suche.

Ehlert zitiert Lenz: „Ich vertraue auf die langsame, unterwandernde, kaum messbare Qualität der Literatur und Wirkung der Literatur, die sich unter anderem darin zeigt, dass wir für bestimmte Probleme eine besondere, neue Empfindlichkeit bekommen.“

Kommentar: Genau darum geht es: für das Leben und seine Probleme eine „Empfindlichkeit“, ein Sensorium, eine Empfänglichkeit zu entwickeln. Mit dieser Empfindlichkeit können wir es wagen, hinter die vordergründigen Ereignisse auf deren Bedeutung zu schauen, um daraus neuen Sinn für das Leben zu gewinnen.

 

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Info: Mücke, Seinsstimmen