Jesus zieht durch Galiläa, er predigt in den Synagogen und fasziniert die Menschen. Das spricht uns auch heute an. Er heilt Menschen, macht ihr Leben und ihre Persönlichkeit „heil“. Was es bedeutet, dass er dabei auch Dämonen austreibt, also böse Geister bekämpft, davon sprechen die Texte der frühen Wüstenväter – aber auch andere spirtuelle Autoren, etwa Ignatius in seinem Buch der Geistlichen Übungen. Der erst vor wenigen Monaten verstorbene evangelische Pfarrer und Theologe, Lieddichter und Liedübersetzer Jürgen Henkys findet für die Befreiung von unseren „Besessenheiten“ ganz heutige Formulierungen: „ wer verstrickt oder müd und leer, wird durch ihn froh und frei“.
(Markus 1,39)
Bild: Die Heilung des Besessenen von Gerasa. Hitda Codex, Hs. 1640, fol 76r.
Mit freundlicher Genehmigung der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek, Darmstadt.
Wie willkommen sind auf den Bergen
die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt,
der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt,
der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.
Horch, deine Wächter erheben die Stimme,
sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen,
wie der Herr nach Zion zurückkehrt.
Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen,
ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk,
er erlöst Jerusalem.
Der Herr macht seinen heiligen Arm frei
vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde
sehen das Heil unseres Gottes.
Literaturhinweis: Teufel und Dämonen, Bibel heute 1 (1999).
Die Armen hören es und sind fröhlich . (Psalm 34,3)
Da ist ein Armer; er rief und der Herr erhörte ihn.
Er half ihm aus all seinen Nöten.
Der Engel des Herrn umschirmt alle, die ihn fürchten und ehren,
und er befreit sie.
Kostet und seht, wie gütig der Herr ist;
wohl dem, der zu ihm sich flüchtet!
Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen;
denn wer ihn fürchtet, leidet keinen Mangel.
Reiche müssen darben und hungern;
wer aber den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren.
Bewahre deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen vor falscher Rede!
Meide das Böse und tu das Gute;
suche Frieden und jage ihm nach!
Die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten,
seine Ohren hören ihr Schreien.
Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen,
um ihr Andenken von der Erde zu tilgen.
Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr;
er entreißt sie all ihren Ängsten.
Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen,
er hilft denen auf, die zerknirscht sind.
Darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen.
Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? Wie soll aber jemand verkündigen, wenn er nicht gesandt ist? Darum heißt es in der Schrift: Wie sind die Freudenboten willkommen, die Gutes verkündigen!
Geht und verkündet das Evangelium vom Reich Gottes: Heilt Kranke, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.
Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach. Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.
Lied: Jesus geht wieder aus Nazareth – Jürgen Henkys († 27.10.2015)
1. Jesus geht wieder aus Nazareth,
kommt, wie er damals kam,
bringt seine Kraft, seinen Frieden mit,
löst uns aus Schuld und Scham:
Gottes Reich ist ganz nahe!
2. Gibt seinen Reichtum für Arme her,
springt den Geschlagnen bei,
und wer verstrickt oder müd und leer,
wird durch ihn froh und frei:
Gottes Reich ist ganz nahe!
3. Öffne dein Leben, halt ein, kehr um,
bete und tritt ins Licht.
Glaube dem Evangelium,
da Gottes Sohn verspricht:
Gottes Reich ist ganz nahe!
Text: Deutsche Übertragung von Jürgen Henkys, aus: Frühlicht erzählt von dir, Strube Verlag, 1990.
In der frühen Mönchsliteratur spielt der Kampf gegen Dämonen eine große Rolle. Was wir heute meist skeptisch ablehnen oder psychologisierend weg erklären, war für die Wüstenväter eine Realität. Der Kampf gegen Dämonen gehörte zu ihrem Leben. Dabei geht es um einen geistigen Kampf, der jedoch bildhaft drastisch geschildert wird.
Abraham, der Schüler desl Altvaters Agathon, fragte den Altvater Poimen: „Wie können mich die Dämonen anfechten?“ Abbas Poimen sprach: „Dich bekriegen die Dämonen? Sie kämpfen nicht mit uns, solange wir unseren Willen tun. Denn unsere Willensneigungen sind die Dämonen, und sie sind es, die uns bedrängen, unseren Willen zu tun. Wenn du aber sehen willst, mit wem die Dämonen kämpfen: mit Moses und seinesgleichen!“
So ernst die Wüstenväter die dämonischen Mächte nahmen, so sehr waren sie zugleich überzeugt, dass Gebet, Fasten und Demut diese Kräfte überwinden können.
Ein heiliger Mann sagte einmal: „Wenn wir zum Herrn beten: Führe uns nicht in Versuchung! (Mt 6,13), dann bitten wir nicht darum, nicht versucht zu werden, denn das wäre unmöglich, sondern nur darum, daß wir in der Versuchung nicht verschlungen werden und etwas tun, das Gott mißfällt. … So ist es bei jeder Leidenschaft. Erst wenn uns die Leidenschaft überwunden hat, fallen wir in der Versuchung.“
Zitate aus: Gertrude und Thomas Sartory (Hrsgg.), Lebenshilfe aus der Wüste. Die alten Mönchsväter als Therapeuten, Freiburg 1980.
Zusammenstellung: Hansjakob Becker / Anne-Madeleine Plum Dieser Gottesdienst: 3 Epi B in Patmos Vgl. dazu ausführlich: Hansjakob Becker, „Dies große Wort, geschrieben weiß auf schwarz“. Patmos: Begegnungen mit der Bibel im Kontext von Kultur – Liturgie – Spiritualität, in: Pietas Liturgica 16, Tübingen 2015.
* Texte aus der Heiligen Schrift sind entnommen aus der Einheitsübersetzung © 1980, Katholische Bibelanstalt GmbH.