Foto: Birtig Thalheimer
Am letzten Wochenende war es soweit, das alte Baumhaus unserer Kinder, ein lang gehegter Herzenswunsch, den wir vor Jahren gemeinsam mit ihnen geplant und umgesetzt hatten, wurde abmontiert. Das Dach war durchlässig geworden und genutzt wurde es eigentlich schon lange nur noch als Lagerstätte für Sandspielsachen und sonstige Dinge, die gerade keiner von uns brauchte.
Unsere Kinder sind längst aus dem Spielhausalter rausgewachsen, aber wir hatten uns alle so an den Anblick des alten Häuschens in unserem Garten gewöhnt, dass es uns gar nicht mehr so richtig auffiel und mehr oder weniger in Vergessenheit geriet.
Bis dann in diesem Frühjahr „Corona“ kam und wir uns durch die Ausgangsbeschränkung mehr als üblich in unserem Garten aufhielten und Zeit hatten ihn ganz bewusst wahr- und aufzunehmen.
Auf einmal wuchsen da Ideen, was wir alles anstelle des Baumhauses machen könnten und wie sich der freie Platz gestalten ließe. Wir debattierten rege, ob ein Springbrunnen, eine Kräuterschnecke oder doch lieber ein Jacuzzi die beste Wahl sei, um den neuen Raum zu nutzen.
Spannend finde ich beim Betrachten dieser ganzen Geschichte, wie viel wir in unserem Leben einfach als gegeben hinnehmen, nur weil wir es täglich sehen oder erleben und es deshalb normal für uns geworden ist. Wir kommen gar nicht auf den Gedanken etwas zu ändern, obwohl die Dinge, Gewohnheiten oder Umstände vielleicht unbequem oder längst überholt sind und gar nicht mehr zu uns passen.
Wir halten einfach daran fest, weil wir Erinnerungen oder gute Gefühle aus der Vergangenheit damit verknüpfen und es uns schwer fällt uns davon zu trennen. So bleibt alles beim Alten und die Möglichkeit Raum für Neues zu schaffen bleibt ungenutzt. Nicht zuletzt ist es ja auch harte Arbeit, anzupacken, abzureißen, durchzuhalten und loszulassen. Da ist es doch bequemer die Finger davon zu lassen.
So ging es uns auch mit dem Haus. Aber mit jedem Brett das fiel, wurde es leichter und das Neue immer besser vorstellbar. Wir machten Fotos, nahmen lustige Filmchen auf, mit allen die mithalfen und hatten trotz einsetzendem Regen noch Spaß dabei.
Solche Prozesse setzen ungeahnte Energien frei – es lohnt sich, von Zeit zu Zeit einen Schritt zurückzutreten und das Gewohnte mit neuen Augen zu betrachten, so als sähe man es heute zum allerersten Mal, wirken lassen, nicht sofort bewerten – einfach bewusst anschauen was da ist.
Egal ob es um Orte, Personen oder um einen Selbst geht.
Neugierig sein, was einem entgegenkommt, welche Türen die Intuition und die Fantasie öffnen.
Mutig entscheiden, Altes loszulassen und den Raum, der entsteht, nicht gleich wieder mit Neuem zu füllen, sondern sich Zeit lassen – Leere da sein lassen, die Gedanken schweifen lassen, die Perspektive wechseln.
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, heißt es in einem Psalm der Bibel. Einen Raum, der mir von Gott zur Verfügung gestellt wird, um ihn täglich neu mit meinem Potenzial und meiner Kreativität zu gestalten.
„Ein anderes Wort für Kreativität ist Mut“, hat der Maler Henri Matisse einmal gesagt.
Nur wenn wir diese Kreativität fördern und leben, bleiben wir zukunftsfähig.
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