Foto: Pia Biehl
Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag oder Ewigkeitssonntag. Der November mit seinen Totengedenktagen steht vor der Tür. Anlass für eine Gesprächsrunde im Seniorenheim: Was verbindet Sie mit diesen Tagen. An was erinnern Sie sich?
Und schon wird erzählt: Vom Kranz binden und Gräber putzen. Von Spaziergängen in der anbrechenden Dunkelheit, um das Lichtermeer zu bewundern. Von Besuchen auf den Friedhöfen, die auch schon mal in Stress ausarteten, weil man zur jeweiligen Segnung pünktlich sein wollte und es schwierig war, in der knappen Zwischenzeit von A nach B zu kommen. Von ansprechenden Gottesdiensten und von „Ausreißern in die andere Richtung“, wie es jemand formulierte.
Vom Treffen der Familien im Anschluss an den Friedhofsgang, vieles wurde wieder lebendig.
Es ging eine Weile lebhaft hin und her im Gespräch, bis eine Dame sagte: „Und irgendwann war das ganze Drumherum wichtiger als das eigentliche Gedenken. War das Gesteck groß genug, glänzte der Grabstein, lag auch ja kein Blatt auf der Grabstelle. Dieses größer, höher, weiter war auf dem Friedhof angekommen und die Andacht war Mittel zum Zweck, um die neue Winterkollektion oder die Enkel zu präsentieren.“
Plötzlich war es ruhig. Zustimmendes Nicken und betretenes Schweigen.
Eine Frage unterbrach diese Stille: „Kommt denn heute noch jemand zur Andacht auf den Friedhof? Wir sind ja nicht mehr dabei!“
Diese Frage geht mir seither nach: Wie gedenken wir unserer Toten? Hat ihr Andenken einen Platz in unserem Leben? Zeigen wir das noch mit Ritualen? Schmücken wir die Gräber zur Ehre der Verstorbenen oder für die Spaziergänger?
Haben solche Gedenktage in unserer säkularen Zeit und der sich so rasant wandelnden Bestattungskultur überhaupt noch Platz?
Ein Bewohner hatte ein beeindruckendes Schlusswort für unsere Runde: „Ich würde mich ja schon freuen, wenn nach meinem Tod noch jemand an mich denkt und mir zu Allerheiligen eine Kerze hinstellt, wichtiger ist mir aber meine Hoffnung, dass ich auf der anderen Seite in Gottes Hand lande. Das hoff ich nicht nur, daran glaube ich!“
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