Modell von den Betlehem-Schwestern – Foto: Hubertus Brantzen
Neuentdeckung Marias in der akademischen Theologie
Im April 2016 brachte die Redaktion der Herder Korrespondenz – immer eine gute Quelle, um Zeitzeichen zu studieren – einen „Spezial“ mit dem Titel: Marias Töchter. Die Kirche und die Frauen. Darin finden wir einen Überblick über Publikationen aus dem deutschen akademischen Bereich, verfasst von Greshake, emeritierter Professor für Dogmatik der Universität Freiburg.
Maria war zwar immer ein wichtiges Thema auch deutschsprachiger Mariologen wie von Balthasar, Petri, Beinert, Scheffczyk, Müller, Ziegenaus, Forte, Ratzinger, Courth und vieler anderer. Nicht zuletzt ist auch Lumen Gentium VIII im Wesentlichen mit in Deutschland entstandener Mariologie formuliert worden. Zu nennen ist hier Semmelroth. Mariologie war also immer auch Thema in den letzten Jahren, in denen es oft schien und wohl auch so war, dass Maria kein Thema der akademischen Theologie ist. Umso auffallender ist, wie gerade in den unmittelbar zurückliegenden Jahren umfangreiche Werke zum Thema geschrieben wurden. Darunter vor allem Dissertationen von jungen Wissenschaftlern, denen Maria, Marienverehrung, Mariologie einfach wichtig sind. Ich nenne die herausragendsten. Da ist zunächst zu nennen:
In diesem meinem Zeitenstimmen-Beitrag will ich das besonders wichtige, von Greshake verfassten Werk zur Mariologie etwas besprechen und empfehlen. Sein Titel: Maria-Ecclesia. Perspektiven, einer marianisch grundierten Theologie und Kirchenpraxis. Das Werk von Greshake darf im Kontext all der Bemühungen der letzten Jahre gesehen werden, der Mariologie neu einen Platz in der wissenschaftlichen Theologie zu verschaffen und – denke ich – auch neu einen Platz in den Lehr-Veranstaltungen der theologischen Fakultäten und dem Interesse der Studierenden. Mehr und mehr – so hat es den Anschein – wird eine Art Befangenheit dem marianischen Thema gegenüber überwunden. Und obwohl Lumen Gentium ein reiches, ausgewogenes und theologisch fundiertes Kapitel über Maria hat, kam es zunächst erst einmal zu einer Art Kollaps (Ratzinger) der Mariologie. Es schien, dass es auf einmal zu viel Klarheit gab bei einem Thema, das man doch eher der Frömmigkeit überlassen hatte. Noch war man theologisch nicht so weit, dass dies alles entsprechend gewürdigt werden könnte und dass vor allem Konsequenzen für die Pastoral und die Spiritualität der theologisch Gebildeten gezogen hätten werden können.
Greshakes Abhandlung ist insofern auch von Bedeutung als er auch sehr freimütig und persönlich auf seine Lebensgeschichte zu sprechen kommt mit ihren verschiedenen Begegnungen, aber auch Ent-gegnungen mit dem Thema Maria. Und da lässt das Wort von der marianisch grundierten Theologie und Kirchenpraxis im Titel des greshakschen Werkes aufhorchen. Maria also nicht nur ein Thema, sondern so eine art Farbe, die das Ganze färbt. Dies als Folge der Tatsache, dass sie ein Kompendium der Theologie ist, ein nexus mysteriorum (LG 8). Der Aspekt der Grundierung prägt das Werk von Greshake. Dieser Aspekt ist, darauf soll noch besonders verwiesen sein, auch das Thema der Mariologie Karl Rahners, wie es die oben genannte Dissertation ausgesprochen gut darstellt.
Maria ist eine von uns, doch die Stelle, an der sie steht, ist eine andere, eine zentralere als die jedes einzelnen von uns. Doch jedem von uns steht es zu, in Maria und wie diese sich an diese ihre Stelle zu begeben oder sich dort hinstellen zu lassen. Das ist bei Greshake, und eigentlich jeder Mariologie ausgedrückt, durch den häufigen Gebrauch des Wortes „steht-für“. Gerade in diesem Wort wird ihr Modellcharakter, das Typologische Marias sichtbar. Was nicht bedeutet, dass sie nicht auch ganz persönlich und herzlich als jemand erfahren, ja geliebt, werden kann, der einfach da ist, ansprechbar und vernehmbar ist.
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