Nachrichten der vergangenen Tage haben mich wütend und dankbar zugleich gemacht. Es wurde über die Wahl in Weißrussland-Belarus berichtet. Es war vorhersehbar, wie der Wahlausgang sein werde. Doch wie die Lage wirklich einzuschätzen ist, wird nun erst für alle deutlich, wenn die Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja nach Litauen flüchten muss.
Wütend kann man darüber werden, dass so etwas in einer offenen und aufgeklärten Welt heute passiert. Viele Machthaber lernen offenbar nie dazu. Sie halten an Ihrer Macht fest – und müssten sie dafür über Leichen gehen. Und ihr brutaler Kurs wird scheinheilig begründet mit der Ordnung im Land. Wer sich auf ein Kräftemessen mit „Europas letztem Diktator“ – ist er wirklich der letzte? – einlässt, dem bleibt nach der Wahlniederlage nur das Gefängnis oder die Flucht. Einzelheiten, wie es Frau Tichanowskaja in diesen Tagen ergeht, wird breit von den Medien berichtet.
Ohnmacht macht sich in meinem Inneren breit. Ich darf mich gar nicht zu sehr in die politische Situation dieses Landes oder in die Situation deren Hoffnungsträger vertiefen. Was würde ich tun, wie mich engagieren, wenn ich in Belarus leben würde?
Unwillkürlich rührt sich, ohne die Wut vertreiben zu können, ein anderes Gefühl: Mein Gott, bin ich froh und dankbar, hier in diesem, meinem Land zu leben. Da präsentieren die Parteien mehr oder weniger früh in Ruhe ihre Kanzlerkandidaten. Hier geht es eher darum zu bedenken, was innerhalb eines Jahres bis zur Wahl noch alles an Autoritätsverschleiß geschehen könnte. Doch dann fällt die Wahl so aus, wie sie eben ausfällt.
Zwei Welten!