Foto: SZ-Online vom 9.4.2018
„Uns ist nichts passiert. Wir waren ganz woanders.“ Am Samstagnachmittag meldet sich eine Verwandte über WhatsApp. Sie lebt mit ihrem Mann in Münster. Es ist ein sonniger warmer Frühlingsnachmittag. Gartenarbeiten sind bei uns angesagt. Langsam realisiere ich, was unsere Verwandte eigentlich meint. Die Nachrichten kommen über die Onlineportale von Spiegel, Focus etc. auf das Smartphone: Ein Auto ist in eine Menschenmenge gefahren. In Münster. Altstadt. Kiepenkerl. Tote und Verletzte. Ein terroristischer Anschlag? Eine Amokfahrt? Zu diesem Zeitpunkt sind die Hintergründe noch unklar.
Auf der einen Seite Erleichterung: Unsere Verwandten sind nicht betroffen. Auf der anderen Seite das ungläubige, beklemmende Gefühl: Münster, ausgerechnet Münster. Es ist mein Studienort gewesen. Wie oft bin an dieser Stelle vorbeigekommen, mit dem Fahrrad, zu Fuß! Münster, ausgerechnet Münster: die Stadt des Westfälischen Friedens, der den grausamen Dreißigjährigen Krieg beendete. Münster, ausgerechnet Münster: eine reiche Bürgerstadt, die sich gerade in der Altstadt rund um den Dom so solide und proper, ja so friedlich präsentiert, gäbe es da nicht die Wiedertäufer-Käfige an St. Lamberti, die auch an andere, unfriedliche Zeiten der Stadt erinnern.
In vier Wochen werde ich wieder in Münster sein. Zum Katholikentag. Sein Motto: Suche Frieden. Und plötzlich ist es ganz nah und aktuell mitten in Münster angekommen: Die Suche nach Frieden inmitten einer gewalttätigen, blutigen Welt. Verändert der Samstagnachmittag die Stadt und ihre Menschen? Verändert er die Atmosphäre des Katholikentages? Schwer zu beurteilen! Verändert er meinen Blick auf die Stadt und auf den Katholikentag in dieser Stadt? Ich weiß es nicht. Jetzt noch nicht. Vielleicht weiß ich es am 9. Mai, wenn ich hoffentlich gut nach Münster komme.
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