Date:16. Dez 2009

Mein unbeschriebenes Blatt Sehnsucht

Meditation

Jordan

Foto: H. Brantzen

zum 3. Advent 2009

In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf
und verkündete in der Wüste von Judäa:
Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.
Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa zogen zu ihm hinaus,
sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.

Mt 3,1f.5

In diesen Tagen kann ich mir viele Wünsche erfüllen –
die ich gar nicht habe.
Im „(Vor)Weihnachtsgeschäft“ kann ich mir viele Dinge kaufen –
die ich gar nicht brauche.
Machen Lebkuchen und Glühwein mich wirklich satt? Stillen die vielen Plätzchen meinen Hunger nach Liebe und Geborgenheit? Erinnern mich die vielen Weihnachtslieder von Liebe und Geborgenheit nicht auch an die Wunden meines Lebens?

Johannes der Täufer ruft die Menschen hinaus in die Wüste. Umkehr braucht den Ortswechsel. Wer sein Leben ändern will, muss raus aus dem gewohnten Trott, Neuland betreten. Die Wüste ist Neuland: dort begegne ich meiner Sehnsucht, meinem Hunger und Durst nach Leben.

Vielleicht folge ich Johannes in die Einsamkeit und meditiere einmal ein weißes Blatt, das weiße, unbeschriebene Blatt meines Lebens, auf das ich alles schreibe, was mich verwundet hat und schmerzt, alles wonach ich mich sehne, was ich im Alltag mit Aktivität und Konsum zudecke.

Wer sich der Wüste stellt, der begegnet noch einem anderen. Er hört von Johannes die Heilsbotschaft: „Das Himmelreich ist nahe!“

Advent heißt, seine Sehnsucht neu spüren – und gleichzeitig, wissen,
dass Gott nahe ist und meiner Wüste seine Gegenwart schenkt.
 

Markus Lerchl