Der Psychologe und Psychotherapeut Rainer Sachse, der über die narzisstische Persönlichkeitsstörung geforscht hat, sagt:
„Anders als Personen, die einfach nur hoch leistungsmotiviert sind im Sinne von Hoffnung auf Erfolg, haben Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung immer eine Ebene von Selbstzweifel, von Furcht vor Misserfolg, eine Ebene der Angst, scheitern zu können.“
Seit den 1980er Jahren beobachten Psychologen eine Zunahme des Narzissmus und eine Abnahme von Mitgefühl bei den Menschen in der westlichen Welt. Der Persönlichkeits-Psychologe Jens B. Asendorpf resümiert:
„Diese Trends werden nicht nur in Selbstbeurteilungen der Persönlichkeit deutlich, sondern in der massiven Zunahme von Schönheitsoperationen, der Zunahme von Reality-TV-Shows, der Inflationierung von Bestnoten bei Schülern, der Zunahme von ichbezogenen Wörtern in Texten und Liedern sowie der Zunahme der Wahl möglichst individueller Vornamen bei den eigenen Kindern.“
Freiwilligenarbeit und Spenden sind bei jungen Erwachsenen in den 2000er Jahren deutlich zurückgegangen. „Vermutlich hängen diese Veränderungen mit dem fortschreitenden Medienkonsum zusammen“, meint der Neuropsychologe Lutz Jäncke.
Vor 2000 Jahren waren die Menschen mehr draußen, sie begegneten einander von Angesicht zu Angesicht. In Galiläa verkündete Jesus die Botschaft vom „Reich Gottes“. Der Evangelist Matthäus erzählt:
Er heilte alle Kranken und Leidenden. Als er die Scharen von Menschen sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl; denn sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: »Die Ernte ist groß, doch es sind nur wenig Arbeiter da. Bittet deshalb den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter auf sein Erntefeld schickt! (Mt 9, 35 – 38)