Gott der Geschichte,
du berufst Propheten
in schwieriger Zeit,
damit sie die Zeichen der Zeit deuten.
Auch damals, in Babylon,
als König Belschazzar, der Sohn Nebukadnezzars,
ein Gastmahl hielt.
Da schrieb deine Hand
an der Wand, hinter dem Thron,
die Worte:
Mene mene tekel u-parsin.
Dein Prophet Daniel wusste Rat
und deutete dem König die Schrift:
Mene: Gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende.
Tekel: Gewogen wurdest du auf der Waage und zu leicht befunden.
Peres: Geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben.
(Dan 5)
Gott der Geschichte,
jene babylonische Geschichte
lässt mir das Kalte den Rücken herunterlaufen.
Nach zweieinhalbtausend Jahren,
setzt sich alljährlich ein Herrscher auf denselben Thron
und feiert ein Fest,
weil er sich als Nachfahre Nebukadnezzars versteht.
In diesen Tagen wird nun diesem Herrscher
das „Mene-tekel“ an die Wand geschrieben,
in Babylon und nur wenige Kilometer entfernt in Bagdad.
Doch wo ist der Prophet,
der diesen Vorgang deutet.
Der eine ruft einen heiligen Krieg aus.
Der andere ruft einen heiligen Krieg aus.
Einer deutet den anderen als den leibhaftigen Bösen.
Und die Welt steht kopfschüttelnd daneben.
O Gott,
schicke deine echten Propheten,
die die Zeichen an den Wänden deuten,
den Weg zum Frieden weisen,
laut herausschreien,
dass du kein Gott bist,
der die Menschen gegeneinander
in den Krieg schickt.