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Ein sommerlicher Nachmittag lädt ein, dass ich meine Füße in einem kleinen Nebenarm der Gera abkühle. Während ich so plantsche und den Libellen beim Spielen zusehe, ziehen auch meine Gedanken mit dem Wasser dahin. Dabei kommt mir ein Gespräch vom Morgen in den Sinn.
Als ich noch verschlafen und müde in die Straßenbahn steige, finde ich meinen Platz neben zwei älteren Damen. Sie sind fest ins Gespräch vertieft. Sie reden so laut und bestimmend, dass man gar nicht weghören kann. Sie wettern, was das Zeug hält: über die heutige junge Generation, vor allem über diese jungen Eltern, die alles anders machen. Da wird nicht mehr zuhause gefrühstückt, sondern schnell ein Brötchen vom Bäcker geholt … “Ach, wir haben alles selber gekocht, nicht diese fertigen Breie und Milchpulver … und überhaupt war ja alles besser …“
Ich spitze die Ohren, denke mir meinen Teil und hole tief Luft. Nein, ich schweige lieber. Aber ich denke darüber nach. Ich persönlich habe meinen Kindern auch das Essen lieber selbst gekocht, statt Fertigprodukte zu kaufen. Es ist mir wichtig, gesund und nachhaltig zu leben. Aber stimmt es wirklich, dass früher alles besser war?
Noch immer sitze ich am Bächlein und schaue zu, wie das Wasser weiter zieht. Immer ist es in Bewegung und bahnt sich seinen Weg durch das Flussbett. Auch die Zeit steht nie still. Alles ist in Bewegung.
Natürlich verändert sich das Verhalten. Die Zeit bringt Erleichterungen mit sich. Ich kann selbst entscheiden, welchen Weg ich wähle.
Als die beiden Damen aussteigen, kommen neue Fahrgäste in die Bahn. Eine junge Mutter mit ihrem kleinen Jungen setzt sich genau auf die Plätze der älteren Damen. Sie holt ein Brötchen aus der Bäckertüte und ein zuckerhaltiges Getränk aus der Tasche und reicht es dem Jungen. Ich schmunzle und schweige und denke, was werden wir wohl später reden, über die jungen Leute.
Und das Wasser im Fluss zieht dahin, wie eh und je, und steht niemals still.
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