Im Büro der Schöpfung
Hingeschaut
Foto: Mirko Kussin
Ich habe ja das große Glück ein Freiberufler zu sein. Und da ich als Autor wahrlich nicht viel mehr benötige als meinen Laptop, bin ich entsprechend mobil und schreibe an den unterschiedlichsten Orten. Da, wo es halt gerade passt.
Jetzt, im Sommer, sitze ich häufig auf der Terrasse unter einem kleinen Vordach und tippe dort meine Texte auf den Bildschirm. „Gartenoffice“ nenne ich diesen Platz gern, denn im Gegensatz zu anderen Menschen, die in ihren Büros auf Wände und Türen schauen, schweift mein Blick über jede Menge Pflanzen und Tiere. Natur pur. Bevor ich morgens im Gartenoffice mit meiner Arbeit beginne, gibt es ein Ritual: Ich schließe meinen Laptop an die Steckdose an, drücke auf ON und während er hochfährt, mache ich eine kleinen Rundgang durch den Garten. Da gibt es im Sommer ja täglich etwas Neues zu entdecken: Hier blüht etwas ganz frisch, dort buddeln Ameisen fleißig an ihrer Behausung, das Amselpärchen, was mich täglich besucht, brütet entspannt in der Hecke und im Lavendel summt und brummt es vor lauter Bienen und Hummeln. Nach so einem Rundgang lässt es sich viel leichter mit der Arbeit beginnen.
Neulich setzte sich ein Schmetterling einfach so auf meinen Rücken. Er hielt mein Tattoo wohl für eine Blume, bemerkte seinen Fehler aber recht schnell und flog zügig zu seinen Kollegen im Sommerflieder ein paar Meter weiter. In solchen Momenten werde ich immer etwas demütig. Einerseits, weil ich so ein Glück habe, in dieser Umgebung arbeiten zu dürfen. Und andererseits, weil ich auch Teil dieser schönen, bunten, vielfältigen und lebendigen Schöpfung bin. Eine Schöpfung, die – bei all dieser Schönheit – ihren Ursprung zweifellos in einem göttlichen Funken haben muss. Eine Schöpfung, die es zu bewahren gilt.
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