Date:16. Jan 2013

Gott, der Zukunft mir verheißt

Zeichen der Zeit

Notenblatt - Foto: Klaus Glas

Bist Du der Gott, der Zukunft mir verheißt?

Ja, es ist wahr. Die Konservativen in der Kirche – ganz gleich ob Priester oder Laien – tun sich schwer mit Menschen, die ihr den Rücken kehren oder sie kritisieren. Dies musste in den letzten Monaten auch der niederländische Dichter Huub Oosterhuis erfahren. Ihn selber mag das wenig gejuckt haben, denn der ehemalige Priester ist schon seit 1970 verheiratet. Er ist Vater zweier erwachsener Kinder: der Sohn arbeitet als Komponist und Musikproduzent, die Tochter ist eine in den Niederlanden gefragte Jazz- und Popsängerin.

Man merkt, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. So schrieb der frühere Jesuit Oosterhuis eine Reihe tiefgründiger, ehrlicher Texte, die auch vertont wurden. Seine Lieder im „katholischen Gebet- und Gesangbuch“ erfreuen sich großer Beliebtheit, gerade bei suchenden und fragenden Christen. Letztes Jahr hatte es Gerüchte gegeben, dass mit der Neu-Auflage des „Gotteslob“ Lieder wie „Wer leben will wie Gott auf dieser Erde“ (GL 183) oder „Herr, unser Herr, wie bist du zugegen“ (GL 298) nicht mehr veröffentlicht werden sollen. Eine konservative Minderheit im deutschen Episkopat, so hieß es, wolle die Oosterhuis-Lieder nicht mehr singen. Als dies in der Öffentlichkeit durchsickerte, formierte sich Widerstand von unten bei Musikern und Theologen. So unkte der Wiesbadener Priester und Publizist Gotthard Fuchs in „Christ in der Gegenwart“ im Mai 2012: „Seit wann verändert sich die Wahrheit von Goethes Gedichten durch seinen Lebenswandel?“

Im Dezember 2012 titulierte das Osnabrücker Bistumsblatt: „Bischöfe genehmigen Druck“ – bitte nicht falsch verstehen, es war wirklich nur der Abdruck des neuen „Gotteslob“ gemeint. Weiter wird im „Kirchenboten“ erwähnt, das neue Gesangbuch sei „etwas breiter und höher als das alte“. Die wirklich wichtige und frohe Botschaft folgt dann unmittelbar: die Oosterhuis-Lieder sind drin. Gott sei Dank!

Klaus Glas