Nähe teilen
„Von allen Leidenschaften der Seele schadet keine dem Körper so wie die Traurigkeit“.
Sagt nicht ein Psychotherapeut des 21. Jahrhunderts, sondern Thomas von Aquin. Und er empfiehlt ein paar wirksame Heilmittel dagegen. Ein Bad nehmen, Tränen und Seufzer zulassen, aber vor allen Dingen die Anteilnahme eines Freundes. Seine Worte sind eine passende Richtungsvorgabe für Christen in den Zeiten von Corona. Wenn wir diesem Rat aus dem 13. Jahrhundert folgen, dann ist das wichtiger als alle Grundsatzerklärungen und noch so gut gemeinten Plakataktionen.
„Auf natürliche Weise ist der Freund, der an der Trauer teilnimmt, ein Trost. So trägt sich die Last der Trauer leichter, gerade so wie das auch beim Tragen körperlicher Lasten der Fall ist. Wichtiger noch: Durch das Mitleid, das seine Freunde mit ihm haben, erfährt der Trauernde, dass sie ihn lieben. Da aber jede Lust, wie ich schon sagte, die Trauer mildert, so lindert auch das Mitleid des Freundes die Trauer.“
aus: Summa Theologica I,II,37,4 und 38,3
Nähe teilen geht auch telefonisch oder per mail. Aber manchmal eben doch nur ganz unmittelbar. Längst haben Verantwortliche in Alten- und Pflegeheimen das erkannt. Es gilt nun, alles zu tun, um die persönliche Begegnung, den ganz intimen Trost zu ermöglichen. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Forderung für uns alle. Besonders für die Kirche.