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DerPapst hat sich wieder einmal ein besonders kompliziertes Gebiet für einen besuch ausgesucht. In einem land, in dem nur ganz wenige Katholiken leben, will er der Friedensbotschaft Jesu Christi Gehör verschaffen. Und doch Skepsis ist angebracht. So berichtet die englische Zeitung The Guardian: “Der Papst scheint etwas unternehmen zu wollen, obwohl es dafür kaum eine Chance auf Erfolg gibt.” (zitiert in: Pressestimmen der FAZ)
Seine Botschaft in der Hauptstadt (Naypyidow) vor wichtigen Vertretern des Landes: Alle ethnischen Gruppen sollen geachtet werden. Alle Minderheiten sollen geachtet werden. Religionsunterschiede sollen keine Quelle für Zwietracht und Misstrauen sein, sondern eine Kraft der Einheit, Vergebung, Toleranz und weiser Nationenbildung. Ziel ist, ein offeneres, gerechteres und demokratisches Land aufzubauen.
Noch ist es nicht allzulange her, dass solche Forderungen auch im christlichen Europa eventuell auf taube Ohren stießen. Eine echte Altlast der christlichen Religionen. Und immer neu in verschiedensten Zusammenhängen ein Menschheitsproblem.
Der Papst sagt es angesichts des uns durch die Medien sehr bekannten Vorgangs der gewaltsamen Vertreibung der Rohingyas, einer muslimischen Minderheit in Burma. 620 000 sind bereits vertrieben. Man kann es “ethnische Säuberung” nennen. Ein leider nur allzubekanntes und vielfach gedankenlos benütztes neueres Un-Wort. Mord, Vergewaltigung, niedergebrannte Dörfer charakterisieren den Vorgang. Wieder zurück wollen die Vertriebenen vielfach nicht oder können es auch nicht.
Ins Zwielicht geraten ist dabei auch eine moralische Autorität wie die Friedens-Nobelpreisträgerin und ein wichtiges Regierungsamt innehabende Aung San Suu Kyi. Großen Anteil hat sie mit ihrer moralischen Autorität an der Beendigung eines Jahrzehntelang andauernden Bürgerkrieges. Die Begegnung des Papstes mit ihr ist von größter Symbolik, auch wenn keine öffentlich Erklärung folgt. Allzu beschädigt ist bereits das moralische Ansehen der Preisträgerin. Konnte sie der Papst ermuntern, sich ihrer Bedeutung für die Durchsetzung der Menschenrechte neu bewusst zu werden und neu sich dafür verfolgen zu lassen.
Ein Kommentar im Kulturreport von 3Sat gestern Abend hat mich veranlasst, diesen Beitrag zu schreiben. Dort wird hervorgehoben, dass der Buddhismus, auch und gerade im Westen großen Schaden leidet, weil erkannt wird, dass er bei weitem nicht die friedliche und Frieden stiftende Religion bzw. Weltanschauung ist, als der er, oft in Abgrenzung zum “unfriedlichen” Christenstum in unseren Breiten empfunden wird.
Als Religion der Harmonie, der Achtsamkeit, des Verstehens, des Sich-Einschwingens in den Rhythmus, des Aufgebens des Ego und eben des Friedens.
Auch erwähnt werden muss, wie vor wenigen Jahrzehnten die weitgehend christlichen Länder Ruanda und Burundi in Blutrausch ähnliche Zustände gerieten im Kampf zweier verschiedener Ethnien.
Jetzt tritt da ein rein buddhistisches Land uns vor Augen, das schlimmste Gräuel gegen Menschen verübt. Und einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg hinter sich hat. Natürlich sind auch hier wieder die Militärs schnell als die eigentlich Schuldigen ausgemacht. Doch auch sie sind Budhisten und die Vertreibung, das Morden und Niederbrennen ihrer Dörfer wird nicht nur “von oben” getan, sondern auch die Nachbarn werden unmittelbar zu Feinden. Und manche Deklaration buddhistischer Mönche schürt das Feuer eines identitären, andere ausgrenzenden Nationalismus. Wie so etwa gehen kann zeigt uns nicht zuletzt unsere jüngste deutsche Geschichte. Wir dürfen da also mitreden, Müssen uns auch selbst immer wieder befragen. Die Frage nach dem Bruder und der Schwester, die gleich am Anfang unseres heiligen Buches, der Bibel, gestellt wird, ist nach wie vor die grundlegende Frage der Menschheit. Aller Religionen. Und jede Religion kann in Gefahr kommen, gerade dies nicht zu wissen bzw. richtig zu beantworten.
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