Date:22. Feb 2004

Fastnacht

Meditation

 

Mitten im bunten Treiben der Faschingsbälle und Prunksitzungen, der Verkleidungen und Rosenmontagszüge haben sich Spuren erhalten, die auf christliche Ursprünge zurückgehen.
Am Martinstag, dem 11.11., wird seit alter Zeit nicht nur die Martinsgans verzehrt, sondern auch die Karnevalssaison um 11.11 Uhr eröffnet. Der Gedenktag des Heiligen von Tours bildete somit für die Bevölkerung die letzte Möglichkeit, sich unmittelbar vor der „geschlossenen Zeit“ des Advent nach Herzenslust auszuleben. Analog wird die Zeit vor dem Fastenbeginn der österlichen Bußzeit ausgiebig gefeiert. Aus dem lateinischen „carnislevamen“ ist der „Karneval“ abgeleitet und heißt wörtlich übersetzt: “Fleisch, lebewohl“. Die Fastnacht oder der Karneval ist somit die Nacht, bevor das große Fasten am Aschermittwoch beginnt. Der Versuch der Nationalsozialisten per Anordnung, die „Fastnacht“ ohne „t“ zu schreiben, um die „Fasnacht“ auf das Wort „faseln“ (dummes Zeug reden) zurückzuführen, konnte sich Gott sei dank nicht durchsetzen.
Die Elfzahl war in der christlichen Zahlenallegorese des Mittelalters stets extrem negativ besetzt, weil sie einerseits die Zehnzahl der göttlichen Gebote überschritt und andererseits die Zwölferzahl der Apostel nicht erreichte. Auf diese Weise wurde sie zum Inbegriff der Sünde und der Verkehrtheit der Welt und damit zur klassischen Narrenzahl schlechthin. Dass übrigens an der Spitze der fastnächtlichen Narrenvereine meist „Elferräte“ stehen, resultiert letztlich aus dieser Tradition.
Die Schellen der Narren und ihre bunten Kappen können an Paulus erinnern, der sich zu einem Narren Gottes machte, um den Ungläubigen eine Spur zu Gott zu legen. Im ersten Korintherbrief, der bis zum zweiten Vatikanischen Konzil den Gottesdienst am Fastnachtssonntag bestimmte und einen Katalog christlicher Verhaltensweisen präsentierte, lesen wir: „Selbst wenn ich in Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich wie tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“ (1 Kor 13,1)

Martin Emge