Ein mitfühlendes Herz

Kunst und Kultur

Herz-Jesu-Fenster Pirmasens - Künstler: Alois Plum

Herz-Jesu-Fenster, Primasens – Künstler: Alois Plum

In Zeiten großer Arbeitsbelastung  oder auch seelischer Belastung bekommt man oft  den Rat: „Lass das doch alles nicht so nah an Dich ran.“ Und es sind nicht die schlechtesten Ratgeber, die uns das sagen.

Im Märchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff tauscht die Hauptperson, der Kohlenmunk-Peter, sein fühlendes Herz gegen zweimal hunderttausend Gulden und ein Herz aus Stein. Das Versprechen, des Holländer-Michels besteht aber nicht nur in Reichtum. Sondern er verspricht dem armen Köhlersohn, mit seinem barmherzigen Herzen auch alle Sorgen und Ängste los zu sein, alle Unruhe und alles Herzklopfen, all das, was er sich immer so zu Herzen nahm, alle Empfindungen von Kränkung, Unglück und Belastung. los zu werden.

Und das trifft im Märchen dann auch ein. Irgendwann stellt der junge Mann jedoch fest: „Ich erzürne mich nie, bin nie traurig, aber ich freue mich auch nie und es ist mir, als wenn ich nur halb lebte.“ Er kann nicht mehr lachen, nicht mehr lieben, empfindet keine innere Unruhe, kein Heimweh, keinen Wehmut und kein Mitleid mehr. Und so wünscht er sich sein altes fühlendes Herz zurück.

Der Monat Juni ist in der Tradition der Kirche dem Herzen Jesu gewidmet. Im deutschsprachigen Raum hört man heute selten eine Predigt über das Herz Jesu. Wir verbinden damit oft Rührseligkeit, falsche Sentimentalität oder kitschige Bilder. Dabei schenkt das große Thema des  Herzens Jesu so wichtige Hinweise, Wege aus dem Tief.  Zurückweisung von Liebe – und doch immer wieder neue Liebe als Antwort. Skepsis, Unglaube und Feindseligkeit – und doch immer wieder endlose barmherzige und verzeihende Liebe.

Die Botschaft von Papst Franziskus im Jahr der Barmherzigkeit  ist im Grunde nichts anderes, als die Aufforderung, sich daran zu erinnern, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist in unseren Herzen. Dass wir uns mit allen Belastungen und Sorgen dem Herzen Jesu anvertrauen dürfen. Unwichtiges nicht wichtig zu nehmen, Scheitern in den Augen der Welt nicht als Versagen und Verzeihen nicht als Schwäche, sondern als Stärke zu sehen. Ein starkes und liebendes Herz zu haben – das lehrt uns das Herz Jesu.

Anne-Madeleine Plum

dem Herzen folgen