Date:18. Aug 2010

Der Gott Kakás, Robinhos, Ronaldos und Sneijders

Zeichen der Zeit

Fußball

Foto: Kurt Michel – pixelio.de 386019

Kleine Nachlese zur Weltmeisterschaft

Im BLOG von Francisco Nuno (Madrid) fand ich folgende Überlegung.

Zu wem beten die Fußballspieler auf dem Fußballplatz?
Robinho, ehemaliger Spieler von Real Madrid und Manchester City, hat, im Spiel gegen seinen Rivalen vom Tag, dem Team aus Chile, soeben das dritte Tor für die brasilianische Mannschaft geschossen. Er rennt zur Ecke des Feldes mit erhobenen Armen und in der Ecke des Feldes, kniet er sich hin, faltet die Hände, blickt zum Himmel und seinen Kopf beugend, beginnt er zu beten. Die Gefährten lassen ihm allerdings nicht viel Zeit zum Gebet, Sie werfen sich auf ihn und feiern alle zusammen in einer Umarmung voll Adrenalin den Sieg über den Rivalen. Es war am Nachmittag des 28. Juni in Johannesburg. Ich habe es auf meinem Bildschirm gesehen zusammen mit Dutzenden von Millionen in aller Welt.

Ein Tag später, in Kapstadt, fand das Spiel zwischen Portugal und Spanien statt. Eine Minute vor Beginn des Spiels, hebt der bis dahin erfolglose, doch so großartige Spieler von Real Madrid und Mittelstürmer des portugiesischen Teams die Hände zum Himmel, macht einen Gestus tiefer Besinnung und, so nehme ich an, bietet die neunzig Minuten Spiel dem Guten Gott an, der zwar nicht Fußball spielt, aber “seine Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte”, wie es uns Matthäus in seinem Evangelium schreibt. Spanien gewann und unser Freund Cristiano Ronaldo verließ den Platz “zerstört und mit einer unvorstellbaren Trauer”, wie er nachher erklärte. Ich bin sicher, dass der Gute Gott, an den er sich zu Beginn wandte, ihn auf dem Heimweg getröstet hat.

Viele der Spieler machen ein Kreuzzeichen zu Beginn des Spiels und dann wieder, wenn sie den Spielplatz verlassen, andere zeigen mit ihrer Hand zum Himmel, wenn sie ein Tor geschossen haben und andere wiederum wurden am Ende des Spiels mit einem kleinen Rosenkranz gesehen. So war es zum Beispiel beim holländischen Spieler Sneijder am Ende des Spiels Holland gegen Japan. Dies kommentierte die ‘Gazette delo Sport” in Italien mit Bewunderung.

Ich applaudiere diesen Spielern und möchte mich mit ihrem Lob des Guten Gottes vereinen. Es ist möglich, dass viele von uns in unserem religiösen Leben einen großen Wert der Kenntnis der Dogmen und Wahrheiten beigemessen haben und dass wir dabei das Herz vernachlässigt haben. Im Grund geht es um die Frage von immer: Wozu brauchen wir Gott? Es ist evident, dass wir ihn als Stütze, Hilfe und Trost brauchen. Die Wissenschaft z.B. kann mir erklären warum z.B. ein Freud von mir Krebs hat. Auch kann sie Medizin beisteuern, um diesen zu heilen. Die Wissenschaft kann meinem Freund aber nicht die Angst und den Schrecken nehmen, sie kann ihm auch nicht helfen, im schlimmsten der Fälle, mit Würde zu sterben. Es ist Gott, der Gute Gott von Robinho, Ronaldo, Sneijder und von so vielen anderen der uns hilft, Ängste zu überwinden und mit Hoffnung zu leben, im Fall der Spieler, die Angst vor der Niederlage und den Verletzungen und die Hoffnung auf den Sieg und den Ruhm).

Ich bin nicht mit jenen einverstanden, die glauben, dass der Glaube dieser Spieler und Sportler primitiv und naiv sei. Ich habe gelesen, dass viele von ihnen protestantischen christlichen Kirchen angehören. Kirchen, die sich bemühen, die brasilianische Jugend von den Drogen und der Armut zu befreien. Sie wissen, dass der Sportler und besonders der Fußballspieler zu einem Bild geworden sind, das nachgeahmt wird. Es ist schwer, ein effizienteres Werkzeug für die Evangelisierung der Gesellschaft zu finden. Außerdem gibt es niemand, der bessere Werkzeuge hat, um eine Botschaft in den öffentlichen und internationalen Raum zu bringen, wo diese von Millionen gesehen und nachgeahmt wird.

Wenn ich die Spieler mit erhobenen Armen sah, den Blick in den Himmel gerichtet, in einer Haltung der Anbetung, des Bittens und im wissen, dass diese Gesten von den Aufnahmegeräten des Fernsehens aus aller Welt aufgenommen und auf die gigantisch großen Bildschirme der Stadien gesendet werden, blieb mir eine überlegenswerte Frage. Ob diese Spieler wohl dass sechste Kapitel von Matthäus gelesen haben, wo es heißt: “Seid nicht wie die Heuchler, die sich beim Beten gerne auf die öffentlichen Plätze stellen, um von den Menschen gesehen zu werden?
Der gute heilige Augustinus, Patron meines Volkes, kommt mir zu Hilfe y er erinnert mich, dass der Herr nicht geboten hat, dass man die guten Werke verberge, sondern verboten hat, dass man dabei nur an das Lob der Menschen denkt.

Ich will glauben dass Kaká, Robinho, Sneijder und so viele andere auf dem Fußballplatz sich mit dem, was sie tun, am heiligen Augustinus orientieren, auch wenn sie noch nie seinen Namen gehört haben. Im Blick auf das bevorstehende Viertelfinale dieser Weltmeisterschaft frage ich mich, wer der Letzte beim Beten sein wird. Wenn doch die Spanier ein bisschen mehr beten würden.

Übersetzung aus dem Spanischen von Herbert King

Kleiner Kommentar

“Um deren Glauben niemand weiß als du” heißt es im Vierten Hochgebet der Eucharistiefeier. Auch wir Menschen könnten um diesen Glauben wissen, wenn wir etwas mehr an den Glauben der Menschen glauben würden und Zeichen dieses Glaubens nicht vorschnell abwerten würden.

 

Herbert King