Date:02. Sep 2015

Auf heiligen Bergen

Kunst und Kultur

   Foto: Anne-Madeleine Plum

Maria verehren auf heiligen Bergen – Im September häufen sich die Marienfeste: Mariä Geburt am 8. September, Mariä Namen am 12. September, Gedächtnis der Schmerzen Mariens am 15. September, früher auch Maria Erlösung der Gefangenen am 24. September. Die Künstler und die Volksfrömmigkeit haben dazu beigetragen, diese Gedenktage lebendig zu halten, selbst wenn sie im offiziellen Kalender gar nicht mehr vorkommen.

Immer wieder trifft man an abgelegenen Orten eines Marienheiligtums auf Menschen, die von weither kommen, die steile Wege oder unzählige Stufen auf sich nehmen, um am Ziel innig zu beten. Wichtig ist hier nicht, ob nüchterne Betrachter das Marienbildnis, das solche Anziehungskraft ausübt, als Kitsch oder als Kunst einordnen. Wichtig ist etwas ganz anderes. Und das wird greifbar durch das Verhalten der Pilger selbst. Hier zückt keiner als erstes die Kamera. Hier kniet man nieder. Hier herrscht Stille. Gebetsstille. Kein Aufpasser muss dazu ermahnen. Die stillen Betenden selbst sorgen durch ihre sichtbare Haltung dafür, dass dieser Ort zum Heiligtum wird. Gebet macht den Ort heilig und die Kunst göttlich. Nicht umgekehrt.

Wer den dunklen Kirchenraum des abgelegenen Kirchleins Santa Maria del Sasso  betritt, wird überrascht von einer Madonna, die scheinbar direkt aus dem Himmel herabschwebt: Eine  geheimnisvoll leuchtende Maria Königin, die vor himmelblauem Hintergrund ihren gekrönten Sohn präsentiert. So viel Hellblau und Gold findet sicher nicht jedermanns Gnade. Aber es geht an diesen Orten eben um eine ganz andere Gnade. Und das spürt man – ob auf dem Monte Sasso von Caravate, auf dem Sacro Monte di Varese oder in der unbekannten Dorfkirche.  Es geht um erbetene, erflehte Gnade. Und diese Bitte klingt nach: Ave Maria, gratia plena.

Anne-Madeleine Plum