Bild: erstellt mit conva.com
Abraham und Sara – Maria und Marta – oder: Ab in den Urlaub
Eine Urlaubsmeditation zu den Lesungen der katholischen Leseordnung für Sonntag, 20. Juli 2025 (Genesis 18,1-10a + Lukas 10,38-42)
Abraham sitzt
im Zelt,
mitten in der Mittagshitze,
nichts los.
Und dann:
plötzlich
Besuch.
Drei Männer.
Fremde.
Keine Ahnung, wer sie sind –
aber Abraham steht auf,
läuft los,
holt Wasser,
sagt:
„Bleibt hier. Ich mach euch was. Ihr seid wichtig.“
Er backt nicht selbst,
sondern ruft: „Sara!“
Und Sara?
Sie backt.
Wie Marta. Und wie so viele Frauen …
Sie rennt,
während Abraham…
mit den Gästen redet.
Das zieht sich durch
die Geschichte:
Die Männer führen Gespräche mit Gott.
Die Frauen decken den Tisch. Ohne Murren. Zurückhaltend. Angepasst.
Lieblich lächelnd.
2000 Jahre später:
Jesus.
Besuch bei zwei Frauen.
Marta schmeißt den Laden.
Maria sitzt.
Und Jesus sagt:
„Maria hat den guten Teil erwählt.“
Also sinngemäß:
„Martha, entspann dich. Maria hat’s verstanden.“
Noch immer das, was man überall kennt …
Die eine rennt,
und jemand anders… bleibt.
Still. Macht nichts.
Hört zu. Ist da.
Und wird gelobt.
Und doch ganz anders: Bei Jesus
haben Frauen beide Plätze.
Haben Männer beide Parts.
So soll es sein!
Beides ist wichtig, denn was würdet Ihr essen,
was trinken, wo sitzen, wo ruhn,
wenn nicht immer im Hintergrund die Frauen
oder manchmal auch Männer
würden was tun,
würden schweigen und ohne zu stöhnen,
all die Gäste, Freunde und Fremde, verwöhnen?
Was wäre denn ohne Sara und was ohne Marta?
Ohne Einkauf, ohne Essen,
ohne Listen, ohne Plan?
Weg vom Klischee – hin zur Gleichberechtigung.
Maria und Marta – zwei Frauen –
Abram, Sara – Mann und Frau,
viele Frauen, viele Männer,
die Frauen in der Küche,
die Männer am Altar.
Die einen voll am Werkeln,
die andern da als Star.
Sara bleibt im Zelt versteckt,
während Abraham als Gastgeber glänzt,
Marta kriegt Burnout,
Maria kriegt Applaus.
Das war Klischee – und das ist passé.
Ich verstehe Marta.
Ich bin Marta.
Oft. Oder manchmal.
Muss tun und tun, Arbeit ist Sein.
Oder anders: Sara-Martas Kochen muss sein.
Und doch…
Ich seh auch Maria. Bin wie sie.
Bin gern bei den Gästen
wie Abraham.
Denn:
Es gibt Momente,
da will ich nicht rennen.
Nicht planen.
Nicht leisten.
Da will ich einfach
sein.
Und Jesus sagt gar nicht,
dass Marias Part der Bessere ist.
Nein, Martas Tun ist nicht schlecht,
doch Maria hat das Momentum verstanden.
Denn Marta ist es, die kritisiert,
vor lauter Tun den Gast übersieht.
Maria dagegen nicht süßlich nett,
sondern bestreikt die Arbeit und ist ganz da.
Nein, es gilt nicht entweder – oder.
Nicht: Marta falsch, Maria richtig.
Sondern: beides.
Zur rechten Zeit.
Denn Gott kommt zu Besuch –
mal als Fremder auf der Straße,
mal als Freundin im Wohnzimmer.
Und dann braucht’s einfach beides:
Wasser und Worte.
Tee und Theologie.
Brot und Beziehung.
Urlaub ist vielleicht genau das:
Ein heiliger Moment,
in dem wir kurz aufhören zu rennen –
und Platz schaffen
für göttliche Gäste.
Nicht in der To-Do-Liste.
Sondern im Zelt der Stille.
Auf dem Sofa.
Am Strand oder am Gipfelkreuz.
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