Blick auf die Alten

Meditation

Simeon im Tempel - Foto: Dieter Schütz - pixelio.de

Foto: Dieter Schütz – pixelio.de

Hochbetagt nennt sie die Bibel:
Simeon und Hanna.
Auf sie richtet sich unser Blick
in der nächsten Woche
am Fest der Darstellung des Herrn im Tempel.
Sie haben gewartet
auf den Erlöser,
ihren Retter in Jesus erkannt,
im kleinen Kind, das in den Tempel gebracht wird,
das Ziel ihres Wartens und Hoffens gefunden.

Hochbetagt sind sie heute,
die Überlebenden der KZs.
Auf sie richtete sich unser Blick
in der vergangenen Woche
70 Jahre nach der Befreiung Auschwitz‘.
Als junge Menschen haben sie gewartet,
und kaum damit gerechnet,
hier auf Erden noch aus dieser
von Menschen geschaffenen Hölle
erlöst, befreit zu werden,
sich selbst wieder aufrichten zu können,
ihre selbst bewahrte Würde auch von außen zurück zu erhalten.
Heute sind sie uns Beispiel, wie Menschen
auch unter unmenschlichen Bedingungen und von außen entwürdigt
ihre eigene innere, von Gott geschenkte Würde bewahren können.
Vor allem aber bezeugen sie die
grauenhaften Taten, zu denen wir Menschen fähig sind,
und scheint ihr Lebensbeispiel Aufschrei und Mahnung,
dass solch Horror nie wieder passieren sollte …

Die einen – Simeon und Hanna – konnten in Frieden sterben, weil sie das Heil gefunden haben.
Doch wie werden die anderen sterben, die nun erleben müssen,
wie auch heute erneut
vielerorts
Menschen Menschen
wegen Rasse oder Religion
terrorisieren, quälen, töten?

Oh Gott, lass uns auf die Alten hören,
lass uns suchen nach dem Licht,
das alle Menschen erleuchtet,
alle – wirklich alle!
Lass uns suchen
nach Frieden,
nach Toleranz und Akzeptanz,
nach Verständigung und Verständnis,
nach Leben,
nach Menschlichkeit,
nach Menschenwürde,
lass uns erkennen
den Wert des Menschen neben uns,
gleich, welchen Geschlechts er ist,
gleich, welche Hautfarbe er hat,
gleich, welcher Religion er angehört,
lass uns streben nach
salam – schalom – Friede, Liebe, Heil!
Lass uns nie müde werden zu suchen nach Dir,
dem Kind,
das Simeon als Heil aller Völker erkannte!

Kerstin Rehberg-Schroth

Gebet Charles de Foucauld