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Das Bedauern der Kinderlosen
Anne W. (57) – geschieden, kinderlos – hadert mit ihrem Schicksal. Als studierte Sozialpädagogin und selbständige Kommunikationstrainerin ist sie in manchen Kreisen eine gefragte Fachfrau und beruflich viel unterwegs. Aber am Abend im Hotel und an einem freien Wochenende fühlt sie sich einsam. Einige Jahre war sie verheiratet. Kinder wollte sie zum damaligen Zeitpunkt nicht. Die Karriere war ihr wichtiger.
Wie viele Kinderlose sich bewusst für diesen Lebensweg entscheiden, ist unklar. Der Soziologe Jürgen Dorbritz vom „Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung“ weist auf fließende Grenzen zwischen gewollter und ungewollter Kinderlosigkeit hin. Einer Studie zufolge gibt jeder Zehnte im Alter zwischen 20 und 39 Jahren an, keine Kinder zu haben und auch keine Kinder bekommen zu wollen.
Es fällt auf, dass ein Drittel der Frauen mit Hochschulabschluss sich lieber für die berufliche Karriere entscheiden. Wenn die biologische Uhr für das Kinderkriegen abgelaufen ist, bedauern das mehr als man denkt. Dies ist ein Ergebnis der sog. „Vermächtnis-Studie“, die von der „Zeit“ in Auftrag gegeben wurde. Dazu wurden mehr als 3.000 Personen danach befragt, was sie den nachfolgenden Generationen an Empfehlungen weitergeben möchten. Erwartungsgemäß legen die meisten Eltern der heutigen Jugend ans Herz, später auch ein Herz für Kinder zu entwickeln.
Interessant ist der Befund, dass auch kinderlose Frauen und Männer die jüngere Generation ermahnen, es sich mit der Kinderfrage nicht zu leicht zu machen. Nach Jutta Allmendinger, eine der Autorinnen der Vermächtnis-Studie, bereuten es Kinderlose im Herbst des Lebens oft, keinen Kinder groß gezogen zu haben.
Das Bedauern des Versäumten mag auch mit der Angst vor dem Alleinsein im Alter zusammen hängen. Anne W. jedenfalls hofft, dass ihre jüngere Schwester und ihr Mann in 10 Jahren in ihr Haus einziehen würden. Als Rentnerin wäre sie nicht so allein. Und am Wochenende würden die erwachsenen Kinder der Schwester und ein große Schar Enkel den großen Garten zum Leben erwecken.
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