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Zeitenstimme Corona Virus-Pandemie – Schule einer neuen/alten Art zu beten
Zur Zeit gibt es, irgendwie für alle, eigentlich nur eine wirklich relevante Zeitenstimme. Überall begegnen wir Nachrichten, Kommentaren, Überlegungen, die sich darauf beziehen. Alle sind davon betroffen/getroffen. Niemand weiß wie es weitergehen soll, wann das Ganze endet, wie es endet.
Ist dies auch eine Gottesstimme? Eine Stimme dessen, der doch allmächtig ist und das Ganze auf jeden Fall zu verantworten hat. Weise ist er, all-weise, liebend, all-liebend. Sicher ist es nicht leicht, in die Geheimnisse Gottes einzudringen. So ohne weiteres lässt er niemanden in seine Karten schauen. Und doch etwas darüber nachdenken, was er wohl denkt und uns sagen will, dürfen wir. Das gehört doch letztlich zum Selbstverständnis unseres christlichen Glaubens. Seine tiefste Grundlage ist ja die Erfahrung und die Lehre, dass Gott sich uns mitteilt. In Jesus Christus sich mitgeteilt hat. Aber auch in der Pandemie? Durch Erscheinungen, außergewöhnliche Wunder. Oder eben vielleicht halt doch auch in ganz natürlich erklärbaren Dingen, die jedoch dennoch noch einen über das Erklärbare hinausgehenden Sinn haben können.
Auf diesem Hintergrund soll meine Überlegung stattfinden über die Frage:
Was will Gott damit sagen?
Eine Überlegung, eine Annäherung? Nicht mehr und doch mehr.
Wir sind gewöhnt, Verantwortung zu tragen für das, was für uns wichtig und notwendig ist. Insofern stehen wir der Welt, den Menschen gegenüber, über ihnen. Sind Herren der Schöpfung. Leicht stellt sich Schuldbewusstsein ein, wenn wir versagen. So müssen wir dies auf uns nehmen, persönlich oder gemeinschaftlich-kollektiv. Das ist in Ordnung und hat es auch mit sich gebracht, dass wir doch recht gesichert leben dürfen, auch auf gutem Niveau. Und es ist unsere erste Pflicht, daran weiterzuarbeiten. Von selbst kommt es nicht. Natürlich gibt es immer wieder Unvorhergesehenes, das wir nicht steuern können. Doch auch dann fühlen wir uns noch irgendwie verantwortlich, wir hätten es im Vorfeld anders gestalten müssen. Manche Ängste, Zwänge, bis hin zu burn out, erklären sich aus dieser insgesamt eigenständig-aktiv-verantwortlichen, selbstverständlichen Welt- und Lebensauffassung unserer Kultur.
Ein gewisses Unbehagen daran, eine gewisse innere Vermutung, dass das auch falsch sein könnte, nicht in allem richtig, stellt sich von Zeit zu Zeit ein, persönlich oder auch öffentlich. Ich denke, die Pandemie ist jetzt ein wichtiger Hinweis, ein Hinweis Gottes höchstpersönlich, den ich gerne auch als Pädagogen sehe. Spuren seines pädagogischen Bemühens um die Menschen sind ja die Zeichen, denen wir in unserem Spurensuche-Programm nachgehen. Also einige Fragen und Annäherungen zu dem Thema: Was sollen wir lernen, nicht nur individuell, sondern als Gesellschaft, weltweit, und in unserem Miteinander oder oft auch Gegeneinander auf Weltebene.
Wir können zur Zeit nicht einmal die Ferien planen. Das Oktoberfest im Herbst wird ausfallen. Auf einmal merkt man, wieviele Arbeitsplätze allein an diesem hängen. Wann wird die ganze Pandemie überhaupt aufhören? Und was wird sie dann zurückgelassen haben an Verwüstungen ökonomischer, aber auch psychologisch-sozialer und wohl auch religiöser Art.
Wir lernen, dass es vieles , was wir selbstverständlich verantwortlich planen, nicht planbar ist. Wir müssen warten, bis wir es geschenkt bekommen. Lernziel also: Warten auf Geschenke, aber so, dass ich gleichzeitig mich darauf einstelle, dass ich sie vielleicht nicht bekomme. Und merke, dass es vielleicht auch gar nicht so wichtig ist, wenn ich es nicht bekomme. Erfahrungen wie verzichten müssen und es dann im letzten Augenblick doch bekommen, oder eben nicht bekomme, anders bekommen, werden dann wichtig.
Ich denke, dass unser Land im Fall der Berliner Mauer eine große gemeinsame Erfahrung als Modell geschenkt bekommen hat. Noch zehn Minuten vor ihrem dem Fall war eigentlich allen klar: In 100 Jahren vielleicht. Und es geschah in einem Moment, in dem alle, die eigentlich hätten handeln müssen, wie gelähmt waren…
Dankbarkeit. War da Gott am Werk? Es fällt uns nach wie vor nicht ganz leicht, die Sache mit Gott in Verbindung zu bringen. Doch gehört zum Grundbestand jeder Religion, die vital sein will die Erfahrung: Ich habe es geschenkt bekommen. Auch die Erfahrung: Dies setzt voraus, dass ich erst einmal verzichtet habe und doch nach wie vor es gerne gehabt hätte. Oder vielleicht schon nicht mehr.
Die Aufgabe: Mein Leben ansehen unter dem Gesichtspunkt. Was hat sich in meinem leben als wichtig erwiesen, was ich geschenkt bekommen habe oder was ich durch eigene Mühe nicht schaffte?
Dies dann nicht nur als innerweltliche Überlegung, sondern im Blick auf ein Leben, das nach dem, was wir Tod nennen, ja weitergehen wird, mit allerlei Verheißungen.
Die Pandemie eine groß angelegte Schule zur Weiterbildung in den mehr passiven Tugenden. In Veränderungsbereitschaft, in Hoffnung, dass es anders auch gut sein kann, in Naivität und Schlichtheit des Denkens. Nicht Ich im Gegenüber mit dem Rest der Welt. Sondern: ich als Teil einer Welt, wie schwimmend auf einem Meer, das mich trägt, aber nicht so sicher wie eine asphaltierte Straße mich trägt.
Wir erleben etwas von dem, was alten Kulturen selbstverständlich ist. Z.B. die Abhängigkeit vom Wetter. Die Unfähigkeit, gegenüber Krankheiten ganz selbstverständlich nichts oder wenig machen zu können. Usw.usw. Vieles durfte, die westliche Menschheit vor allem, überwinden, selbst in die Hand nehmen. Die alten Kulturen haben in solchen Zusammenhängen dem Gebt einen wichtigen Platz gegeben. Können wir Gott durch beten beeinflussen? Sie dachten ja. Können wir ihn durch unsere Tätigkeit beeinflussen? Wir heute denken, dass ja, bzw. wir ersetzen ihn.
Wie ist das Zusammenspiel von Gott und Menschen? Welches Beten ist das richtige. Beten als Sich-Einstimmen in einen umfassenden, uns vorgegebenen, uns aufnehmenden, uns tragenden Zusammenhang und Rhythmus. Beten als Hingabe, Beten als Bereitschaft und Offenheit, Beten als Üben im Verzicht.
Vielleicht, ganz sicher, ist die Pandemie- Krise eine Schule des Betens, des richtigen Betens, der neuen Art zu beten. Es lohnt sich, da dran zu gehen.
Also doch ein Zeichen von Gott selbst, der uns präzise dies sagen willen. So ungefähr könnte es sein, denke ich.
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