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Wenn etwas nicht so läuft wie gewünscht, sagen oder hören wir oft den Satz: „Nobody is perfect!“ Doch leben wir alle im ökonomischen Milieu der Leistungs- bzw. Marktwertsteigerung und des Perfektionismus.
Ziele mit Verbesserungen und Präzisierungen wecken den Forschergeist. Und Ideale, Visionen erzeugen Resonanz in uns. Doch permanentes Ausstrecken nach ihnen oder gar ein Zurück-bleiben hinter Vorgaben führen oft zu Erlahmung, Frustration, Entmutigung, Heuchelei oder gar zu Ideologisierung bis hin zu Gewaltanwendung.
Wir sind und handeln eben begrenzt und unvollkommen. Alles Großartige in uns wird flankiert von Unzulänglichem, Unfähigem oder gar Gestörtem: in Beziehungen wie auf der Sachebene.
Im religiösen Leben gibt es das ambivalente Streben nach Vollkommenheit ebenfalls. Bruchstellen und Risse werden oft verdrängt und ausgeblendet. Hildegard von Bingen sagte einmal: „Die Kunst der Menschwerdung besteht darin, die Wunden in Perlen zu verwandeln.“ Die Perle entsteht in der Muschel nur deshalb, weil sie durch ein eingedrungenes Sandkorn „verwundet“ und verunreinigt wurde. Sie bildet eine Schutzsubstanz, eben eine schöne glänzende Perle.
Liegt darin nicht ein Kernstück christlicher Lebensart und -meisterung? Es braucht Zeit und Mut, um eigene Befindlichkeiten, Kummer, tiefe Verwundungen überhaupt zu entdecken; zum anderen: um mich mir selbst und/oder jemandem anzuvertrauen, mit ihr/ihm das ans Tageslicht Gebrachte zu verschmerzen, zu betrauern und – zu verwandeln, verwandeln zu lassen!
Die Wandlung der Raupe über den Kokon zum wunderbaren Schmetterling ist ein Bild und Symbol für Karfreitag, Karsamstag, Ostern. Christus ist unser Lehrmeister für das Phänomen und den Zauber der Metamorphose, die „Metanoia“ (Umwandlung, Umkehr)! Das Bekenntnis zum eigenen Schatten, zur „Schwachheit in mir“ („Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark!“ (2 Kor 12,10) öffnet dem auferstandenen Herrn die Tür, eine wahrhaftige menschliche Entwicklung und österliche Freude ein- und auszulösen! Dieser Weg der Transformation entpuppt sich letztlich als Königsweg und Brücke der „Ver-söhn-ung“ für alle Lebensbereiche in Kirche, Gesellschaft und Politik zwischen Endzeitstimmung und Alles-ist-gut-Gerede.
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