Date:23. Jun 2010

Public Viewing

Zeichen der Zeit

Zeitung

 

Selbst Kinder, die noch kein Englisch können, wissen mit dem Begriff „Public Viewing“ etwas anzufangen. Bei der Fußball-WM 1974 standen einige Jungs und ihre Väter und Großväter vor einem Schaufenster eines großen Kaufhauses und schauten gebannt auf den kleinen Farbfernseher, der die Spiele übertrug.

Heute finden sich allein auf der Berliner Fanmeile mehr als 200.000 Menschen ein, um das Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana zu verfolgen. Weil es nicht nur um Fußball, sondern um enthusiastische Gemeinschaftserlebnisse geht, sind auffallend viele Mädchen und junge Frauen dabei. Schrill verkleidet und geschminkt in den Farben des jeweiligen Landes ist „Public Viewing“ in kürzester Zeit zu einem weltweiten Phänomen geworden. So sitzen, stehen oder tanzen tausende Menschen in England, Italien, Australien und in den Townships Südafrikas vor den Großleinwänden und hoffen, dass ihre Mannschaft die nächste Runde erreicht.

„Gemeinsam statt einsam“ titulierte www.zeit.de die Fotoreihe, die Menschen in aller Welt beim „Public Viewing“ zeigt. So werden die Beobachter zu Beobachteten, die Zuschauer selbst zu Stars. Die einfachen Menschen werden selbst SpielerInnen in dem großen Spiel des Lebens. Und das tut jedem gut – und allen!

 

Klaus Glas