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Am Vortag des Dreifaltigkeitssonntags Anfang Juni waren wir zu einem Anbetungstag eingeladen. „Anbetung wagen“ – so das Motto des Tages seitens der Anbetungsschwestern Gott und Mensch „begegnen“ sich, Stille und Schweigen, marianische Atmosphäre, Herzensgespräche vor dem „Aller heiligsten“, Zeugnisse aus Kirchengemeinden, inspirierende Impulse, Kleingruppenaustausch über eigene Erfahrungen, eine Eucharistiefeier mit erbaulichen Liedern. Zwischendurch und am Ende gesammelt-entspannte, frohe Gesichter. Man sah den Teilnehmenden Wohlbefinden an. Ihre Seelen konnten offensichtlich an einer besonderen Ladestation „auftanken“. Heilsame Zuversicht hatte sich über die Gemüter gelegt. Mir wurde schlagartig klar, dass wir in der Mitte unserer christlichen Berufung angekommen waren.
Nun muss es nicht gleich die „Verehrung des Leibes Christi“ sein (das Wort Fronleichnam ist für mich eher ein Abschreckungsbegriff!), um von Anbetung zu sprechen. Die stille Einkehr in der Absicht, sich auf Gott und seinen Wilen auszurichten, für ihn Zeit zu investieren, ihm den ersten Rang in der Werteskala einzuräumen – all das sind doch Stufen und Zeichen der Ehr-furcht vor ihm und zur eigenen Identität.
Ich glaube, dass das Erleben deshalb von vielen als so heilsam empfunden wird, weil sie hier und heute schon das tun, was sie nach der Verheißung Jesu einst in Ewigkeit tun werden: Gott in seiner Herrlichkeit und das „Lamm auf dem Thron“ (Offb 21,4) anschauen und an-beten. Solange der Mensch da aber noch nicht angekommen ist, ist Anbetung eine Vorstufe, ein Einüben: nicht Flucht, sondern Hinwendung zur Mitte. In ihr kann er Welt und Schöpfung verankern, der Pfingstgeist tritt für sie ein mit „unaussprechlichem Seufzen“ (Röm 8,26).
Fazit: Das Reich Gottes ist ohne Anbetung schlecht grundiert und ziellos. Sie ersetzt natürlich nicht das anpackende Handeln; aber das bleibt stets bruchstückhaft und oft von Egozentrik und Machtmissbrauch bestimmt. Anbetende setzen dem die Sehnsucht nach einem von Gott angeführten Exodus entgegen. Dazu braucht es Offenheit und Gespür für die göttliche Regie. Er behält sich ja vor, wie und wohin die Dinge letztlich ihren Lauf nehmen – nicht ohne uns.
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