Date:19. Sep 2011

Kairos – der günstige Augenblick

Kunst und Kultur

Kairos

 

Seit mehr als 900 Jahren steht das BENEDIKTINER-NONNENKLOSTER ST.NIKOLAUS in Trogir. Die in der KLOSTERSAMMLUNG gezeigten Kunstwerke sind alle klostereigener Bestand.

Das Hauptstück dieser ständigen Ausstellung ist ein griechisches Steinrelief, das man in den Anfang des 3. vorchristlichen Jahrhunderts datiert. Der dargestellte nackte Jüngling verkörpert den Kairos – bei den alten Griechen der „günstige Augenblick“, der dem Menschen schicksalhaft entgegentritt.

Es gilt, diesen glücklichen Moment zu nützen – nämlich die flüchtige geflügelte Gottheit von vorne am Schopf zu packen, sonst ist er unwiederbringlich dahin, nicht mehr zu fassen – ausgedrückt durch das kahle Hinterhaupt.

Vorbild des Trogirer Kairos war wohl die (verschollene) Bronzestatue des griechischen
Bildhauers Lysippos (4. Jh. v. Chr.), die in den beschreibenden Versen des griechischen Dichters Posidippos aus dem 3. Jh. v. Chr. auf uns gekommen ist:

 

Der Betrachter fragt – Kairos antwortet:

Woher stammt der Bildhauer? – Aus Sikyon.
Wie heißt er? – Lysippos.
Wer bist du? – Kairos, der alles bezwingt.
Warum gehst du auf Zehenspitzen?
– Ich laufe unablässig.
Warum hast du Flügel an den Beinen?
– Ich fliege wie der Wind.
Warum hast du in der rechten Hand ein Messer?
– Um die Menschen daran zu erinnern, dass ich schärfer bin als jede Spitze.
Warum fällt dir eine Haarlocke in die Stirn?
– Damit mich der ergreifen kann, der mich überholt.
Warum hast du einen kahlen Hinterkopf?
– Wenn ich fliege wird mich keiner von hinten
erwischen.
Warum hat dich der Künstler geschaffen?
– Um die Menschen zu erinnern, dass ich ein Musterbeispiel bin.

 

Aus einem Prospekt des Klosters 

 

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